Mainz (ots) - Der Nationalsozialistische Untergrund war offenbar eingebettet in ein europaweites Netzwerk von Neonazis. Darauf weisen Dokumente des NSU, Aussagen von mutmaßlichen Unterstützern und weitere Erkenntnisse deutscher Ermittlungsbehörden hin, über die ZDFinfo in der Dokumentation "Brandstifter im Staatsauftrag" am Dienstag, 14. Mai 2013, 17.15 Uhr und 0.50 Uhr, berichtet.
Demnach sah sich der NSU in der Tradition von Blood & Honour, einem europaweiten Neonazi-Netzwerk, das für den bewaffneten Kampf gegen Ausländer und Andersdenkende wirbt. Im ausgebrannten Haus des Trios in Zwickau fanden die Ermittler im Dezember 2011 die Datei eines Briefs an die Unterstützer des NSU. Darin geht es um gezielte Aktionen "vorrangig gegen Ausländer", umgesetzt "durch unabhängige Kampfzellen".
Es ist die Strategie von Combat 18, dem bewaffneten Arm des Neonazi-Netzwerks Blood & Honour. Combat 18 rechtfertigt politische Morde und verbreitet Anleitungen zum Bombenbau. Die Anschläge sollen von Terrorzellen ausgeführt werden, die auf eigene Faust unabhängig voneinander operieren.
Zum Neonazi-Netzwerk Blood & Honour gehören rund 20 Personen aus dem Umfeld des NSU, unter ihnen mindestens fünf V-Leute oder Informanten deutscher Sicherheitsbehörden, zum Beispiel Thomas Starke und Marcel Degner. Starke, gegen den derzeit ermittelt wird, beschaffte einst Sprengstoff für Uwe Mundlos. Von beiden V-Leuten fehlen bis heute wichtige Akten. V-Leute aus der Blood & Honour-Szene wurden heute auch vom NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages befragt.
Die ZDF-Recherchen wecken Zweifel an der These in der Anklageschrift gegen Beate Zschäpe, nach der der NSU "zu keinem Zeitpunkt ein Netzwerk" gewesen sein soll, sondern nur "eine singuläre Vereinigung aus drei Personen". Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich hofft, dass die Frage im Münchner Prozess eindeutig geklärt wird: "Zu sagen, das ist ein großes europäisches Netzwerk, zu dem NSU gehört hat, oder es sind auf jeden Fall Einzeltäter", so Friedrich im ZDF, "eine solche apodiktische Behauptung traue ich mir jetzt nicht zu, ich halte alles für möglich."
Gestützt wird die These auch durch eine Warnung des italienischen Geheimdienstes, die 2003 beim Bundesamt für Verfassungsschutz einging. Bei einem deutsch-italienischen Neonazi-Treffen redeten die Teilnehmer demnach von einem europaweiten Netzwerk von "Nazizellen für kriminelle Aktivitäten", von einer "detaillierten Kartenauswertung" zum Ausspähen möglicher Ziele und von Anschlägen gegen "ausländische Geschäfte wie Kebabs". Genau so ging der NSU bei seinen Anschlägen vor, die Ermittler später als "Dönermorde" bezeichneten.
http://twitter.com/ZDFinfo
Originaltext: ZDFinfo Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/105413 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_105413.rss2
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Es ist die Strategie von Combat 18, dem bewaffneten Arm des Neonazi-Netzwerks Blood & Honour. Combat 18 rechtfertigt politische Morde und verbreitet Anleitungen zum Bombenbau. Die Anschläge sollen von Terrorzellen ausgeführt werden, die auf eigene Faust unabhängig voneinander operieren.
Zum Neonazi-Netzwerk Blood & Honour gehören rund 20 Personen aus dem Umfeld des NSU, unter ihnen mindestens fünf V-Leute oder Informanten deutscher Sicherheitsbehörden, zum Beispiel Thomas Starke und Marcel Degner. Starke, gegen den derzeit ermittelt wird, beschaffte einst Sprengstoff für Uwe Mundlos. Von beiden V-Leuten fehlen bis heute wichtige Akten. V-Leute aus der Blood & Honour-Szene wurden heute auch vom NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages befragt.
Die ZDF-Recherchen wecken Zweifel an der These in der Anklageschrift gegen Beate Zschäpe, nach der der NSU "zu keinem Zeitpunkt ein Netzwerk" gewesen sein soll, sondern nur "eine singuläre Vereinigung aus drei Personen". Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich hofft, dass die Frage im Münchner Prozess eindeutig geklärt wird: "Zu sagen, das ist ein großes europäisches Netzwerk, zu dem NSU gehört hat, oder es sind auf jeden Fall Einzeltäter", so Friedrich im ZDF, "eine solche apodiktische Behauptung traue ich mir jetzt nicht zu, ich halte alles für möglich."
Gestützt wird die These auch durch eine Warnung des italienischen Geheimdienstes, die 2003 beim Bundesamt für Verfassungsschutz einging. Bei einem deutsch-italienischen Neonazi-Treffen redeten die Teilnehmer demnach von einem europaweiten Netzwerk von "Nazizellen für kriminelle Aktivitäten", von einer "detaillierten Kartenauswertung" zum Ausspähen möglicher Ziele und von Anschlägen gegen "ausländische Geschäfte wie Kebabs". Genau so ging der NSU bei seinen Anschlägen vor, die Ermittler später als "Dönermorde" bezeichneten.
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