
Der Windpark-Entwickler Windreich hat Insolvenz angemeldet. Er habe das Verfahren in Eigenregie nach dem neuen Insolvenzrecht beantragt, sagte Windreich-Chef Willi Balz in Wolfschlugen (Kreis Esslingen) am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Zuvor hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Dienstag) unter Berufung auf das Amtsgericht Esslingen berichtet, Balz habe das Verfahren vorläufig auch bewilligt bekommen. Als Sachwalter sei der Stuttgarter Anwalt Holger Blümle eingesetzt worden. Das Gericht war am Montag zunächst nicht für einen Kommentar zu erreichen.
Windreich plant Anlagen und Windparks, bis die Windräder im Meer aufgestellt und an Energieversorger verkauft werden. Ende 2012 hatte das Unternehmen gut 300 Millionen Euro Schulden angehäuft und war wegen Abschreibungen auf eine Beteiligung in die roten Zahlen gerutscht.
Erst vor wenigen Wochen hatte Balz sich noch zuversichtlich gezeigt, die Schulden in diesem Jahr deutlich reduzieren zu können. Mit den Mitteln aus dem Verkauf eines Windparks wolle er einen 70-Millionen-Euro-Kredit an die Schweizer Privatbank J. Safra Sarasin zurückzahlen, sagte Balz damals: "Die Durststrecke ist nun überstanden."
Nach Informationen der Zeitung hat ein Windreich-Gläubiger mit Millionenforderungen bereits vor Tagen einen Insolvenzantrag gestellt. Das zuständige Amtsgericht habe das Verfahren aber zunächst nicht eröffnet, weil Windreich-Eigner Balz offensichtlich glaubhaft machen konnte, dass die Zahlungsschwierigkeiten nur vorübergehender Natur seien. Indem er seinen Gläubigern zuvorkommt, kann Balz sein Unternehmen nun in Eigenregie sanieren. Auf diese Weise wolle er das vor dem Abschluss stehende Projekt MEG I sicher zu Ende bringen, sagte Balz der dpa.
Bei dem neuen Insolvenzverfahren in Eigenregie ist das betroffene Unternehmen vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt, ohne die Geschäfte einem Insolvenzverwalter zu überlassen. Das Verfahren kann drei Monate lang aufrechterhalten werden. Wird die Sanierung nicht erreicht, droht die Insolvenz.
Die Lage bei Windreich beschäftigt bereits Behörden und Gerichte. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelt seit März gegen frühere und amtierende Vorstände, unter anderem wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung, Bilanzmanipulation und Kreditbetrug. Nicht nur bei Balz, sondern auch beim ehemaligen baden-württembergischen FDP-Landeschef Walter Döring klopfte die Staatsanwaltschaft an. Beide hatten die Ermittlungen bestätigt.
Zeichner der Windreich-Anleihen haben inzwischen vor dem Landgericht Regensburg eine Klage gegen die Bank J. Safra Sarasin eingereicht, weil sie sich schlecht über die Geschäftsaussichten bei Windreich informiert fühlten./ang/DP/fn
AXC0205 2013-09-09/18:22