Der Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz stellt Angela Merkel ein schlechtes Zeugnis für ihr Management der Schuldenkrise aus. Die deutsche Bundeskanzlerin "hat es nicht besonders gut gemacht. Sie hat gerade immer so viel getan, wie unbedingt nötig. Das hat nicht gereicht", kritisiert der Ökonom in einem Interview mit dem "Handelsblatt" (Montagsausgabe).
"Es hätte mehr Bereitschaft geben sollen, Griechenland zu stützen", sagte Stiglitz. "Die Umstrukturierung der Schulden kam viel zu spät".
Auch mit der Europäischen Zentralbank (EZB) geht der Wirtschafts-Professor hart ins Gericht: Deren berechtigte Sorge vor Deflation offenbare, dass "die EZB die Zinsen hätte viel früher senken müssen. Dann stünde Europa jetzt viel besser da". Die lockere Geldpolitik dürfte angesichts der schwachen Weltkonjunktur noch lange anhalten, möglicherweise "bis in die nächste Dekade hinein", erwartet Stiglitz. Die Gefahr einer Blase an den Aktienmärkten ist seiner Ansicht nach die Folge.
Auch hier sieht der Ökonom die Politiker in der Pflicht, etwa für Spekulationen mit geliehenen Aktien eine höhere Unterlegung mit Eigenkapital vorzuschreiben.