Von Hans-Joachim Koch
Das Wachstum in der Eurozone hat sich im Dezember nach der Abschwächung in den beiden Vormonaten wieder leicht beschleunigt. Antreiber war dabei nach Angaben des Datendienstleisters Markit die Industrie, bei der im sechsten Monat in Folge die Produktion und der Auftragseingang zulegten und jeweils das höchste Niveau seit April 2011 erreichten. Deutlich abgekoppelt von diesem verhalten positiven Trend zeigt sich Frankreich, das auf eine Rezession zusteuert.
Aus Sicht von Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson ist sicher, dass die Wirtschaft in der Eurozone im zweiten Quartal nacheinander wachsen wird. Der Zuwachs in den letzten drei Monaten dürfte dabei so stark wie zuletzt im ersten Halbjahr 2011 ausfallen. Positiv sei auch, dass der Jobabbau so schwach wie noch nie seit Beginn der Entlassungswelle vor zwei Jahren gewesen sei.
Allerdings werde die Wachstumsrate mit 0,2 Prozent mager sein, da der Aufschwung schwach sei und insgesamt auf wackeligen Beine stehe, so Williamson. Der Gesamtindex der von Markit befragten Einkaufsmanager hat sich im Dezember um 0,4 auf 52,1 verbessert und damit leicht die Erwartungen von Analysten mit 52,0 übertroffen.
Die Erholung verlief jedoch nicht ausgeglichen. Positiven Signalen aus der Industrie als Folge der wieder anziehenden Exporte steht eine flauere Entwicklung im Dienstleistungssektor gegenüber, der wegen der schwachen Binnennachfrage weiter an Fahrt verloren habe, so Markit. Der entsprechende Index sank auf 51,0 von 51,2, während Volkswirte einen Anstieg auf 51,5 vorhergesagt hatten.
Dagegen sprang der Index für das verarbeitende Gewerbe unerwartet deutlich auf 52,7 (Prognose: 51,8) von 51,6 und markierte damit ein 31-Monatshoch.
Nicht nur nach Branchen, auch nach Ländern driften die Tendenzen deutlich auseinander. Überraschend negativ zeigte sich dabei die französische Wirtschaft. Statt der von Volkswirten erhofften Belebung fielen die Einkaufsmanagerindizes zum zweiten Mal in Folge zurück. Das dürfte dem Land im vierten Quartal einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts bringen, womit es - nach dem Minus zwischen Juli und September - erneut in die Rezession abgleiten würde. Frankreich schlüpfe immer mehr in die Rolle des neuen "kranken Mannes in Europa", schlussfolgert Williamson.
Ganz anders die Entwicklung in Deutschland: Nach den guten Dezemberdaten rechnet Markit für das vierte Quartal mit einem BIP-Wachstum von 0,5 Prozent.
Die Zahlen zeigen eine anhaltende Spreizung zwischen den beiden größten Volkswirtschaften - Deutschland hui, Frankreich pfui, sagt auch Alexander Krüger, Chefvolkswirt vom Bankhaus Lampe. Er mahnt jedoch zu Vorsicht: Jetzt müsste die gute Stimmung hierzulande durch harte Daten untermauert werden, nachdem im Oktober Auftragseingänge und Produktion gesunken sind. Es sei möglich, dass die Stimmungsindikatoren nur deshalb so gut seien, weil sich eine gewisse Krisengewöhnung eingestellt habe, ohne dass sich fundamental etwas getan habe.
Auch für Carsten Brzeski, Chefvolkswirt ING Diba, deutet derzeit nichts auf ein überschwängliches Wachstum hin. Andererseits gebe es aber auch keine Anzeichen für zusätzliche deflatorische Trends, auf die die Europäischen Zentralbank (EZB) reagieren müsste. Sollten die harten Zahlen für November die Entwicklung der Stimmungsindikatoren nicht bestätigen, würde allerdings das EZB-Szenario einer langsamen Konjunkturerholung ins Wackeln geraten.
Die Stimmung der Einkaufsmanager in Deutschland hat sich im Dezember auf hohem Niveau zwar etwas verschlechtert, deutet jedoch weiter auf eine solide Konjunkturentwicklung im vierten Quartal hin. Die Auftragseingänge, die sich so stark wie zuletzt vor zweieinhalb Jahren beschleunigten, lassen zudem auf einen positiven Produktionstrend im kommenden Jahr schließen, erwartet Markit-Volkswirt Tim Moore.
Wie in der Eurozone ging auch in Deutschland die Entwicklung zwischen verarbeitendem Gewerbe und Dienstleistungsbranche in unterschiedlichen Richtungen. Während in der Industrie der Index von 52,7 auf 54,2 kletterte und damit die Prognosen von Volkswirten von 53,0 übertraf, ging es im Servicesektor nach unten. Der entsprechende Index fiel mit 54,0 nicht nur niedriger als im Vormonat mit 55,7 aus, er lag auch unter den Schätzungen von 55,2.
Der Gesamtindex sank zwar auf 55,2, er hatte aber im Vormonat mit 55,4 ein 29-Monatshoch erreicht. Ein Wert oberhalb von 50 deutet auf ein wirtschaftliches Wachstum hin.
Mitarbeit: Hans Bentzien
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December 16, 2013 05:17 ET (10:17 GMT)
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