Von Christian Grimm und Hans-Joachim Koch
Die Ernennung von Sabine Lautenschläger als neues Mitglied im Direktorium der Europäischen Zentralbank und Nachfolgerin von Jörg Asmussen kommt zügig voran. Wie erwartet hat der EU-Rat die derzeitige Bundesbank-Vizepräsidentin offiziell als Kandidatin vorgeschlagen. Nun folgt das Bestätigungsverfahren für die 49-Jährige mit einer Anhörung im Europäischen Parlament und der Konsultation des EZB-Rats. Am Ende werden dann die EU-Staats- und Regierungschefs im EU-Rat über die Berufung entscheiden.
Lautenschläger muss bei der EZB große Fußstapfen ausfüllen. Dazu hat sie bereits volle Rückendeckung durch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble erhalten, der sie in vollsten Tönen lobte: "Sie ist eine herausragende Vizepräsidentin der Bundesbank." Lautenschläger habe zudem "ganz große Erfahrungen" im Bereich Bankenaufsicht.
In ihrer bisherigen Position war Lautenschläger bereits intensiv in das wichtigste Vorhaben der EZB für die nächsten Jahre eingebunden, der gemeinsamen Aufsicht über 130 Großbanken der Eurozone ab Ende dieses Jahres.
Es ist unwahrscheinlich, dass andere Euro-Länder wegen der Personalie den Streit mit der Bundesregierung suchen und Lautenschläger blockieren. Fachlich gilt sie als prädestiniert für den neuen Job, da sie bereits seit Mitte der 90er Jahre bei der Bankenaufsicht arbeitet. Ihren Stil beschrieb sie in einem Interview einst als nett, umgänglich aber knallhart in der Sache.
Bevor sie in den Eurotower am Frankfurter Willy-Brandt-Platz einziehen kann, muss die gelernte Juristin Lautenschläger noch ein Nominierungsprozedere überstehen, was aber als Formsache gilt.
Wahrscheinlich ist, dass der EZB-Rat schon bei seinem regulären Treffen am Donnerstag grünes Licht gibt. Danach wird sich die Kandidatin einem Ausschuss des EU-Parlaments präsentieren. Laut einem Kenner der Brüsseler Politik könnte das schon kommenden Montag passieren. Die Abgeordneten haben zuletzt immer wieder moniert, dass sie sich mehr Frauen in der Führungsriege der Notenbank wünschen. Daher dürfte ihnen die Nominierung Lautenschlägers gelegen kommen. Doch selbst wenn sich die Parlamentarier gegen sie aussprächen, wäre dieses Votum nicht bindend.
Ihr Vorgänger Jörg Asmussen war der Top-Mann der Bundesregierung für das schwierige Zusammenspiel zwischen Banken, Finanzmärkten, strauchelnden Euro-Ländern und Zentralbanken. Wenn in den vergangenen Jahren Schieflagen von Banken oder Staaten abgewendet werden mussten, saß Asmussen meist mit am Tisch.
Der Karriere-Beamte mit SPD-Parteibuch war selbst für CDU-Finanzminister Wolfgang Schäuble unverzichtbar, so dass er seinen Posten als Staatssekretär behalten durfte, als Schäuble 2009 den Posten von Peer Steinbrück übernahm. Vor ziemlich genau zwei Jahren folgte dann der Einzug in das Direktorium der EZB, wo sich der Flensburger um die Außenbeziehung der Frankfurter Währungshüter gekümmert hat. "Ich persönlich werde ihn vermissen", sagte EZB-Chef Mario Draghi zum Abschied.
Der Grund für seine Rückkehr in die Berliner Politik als Staatssekretär im Arbeitsministerium ist der Wunsch nach mehr Zeit für die Familie. "Der Dienstsitz Frankfurt und die häufigen Dienstreisen sind mit dem Familienwohnsitz Berlin und insbesondere meinen beiden sehr jungen Kindern auf Dauer nicht zu vereinbaren", erklärte Asmussen seine überraschende Entscheidung. Seine neue Chefin heißt nun Andrea Nahles. Mit der Bundesarbeitsministerin muss er das Großprojekt gesetzlicher Mindestlohn unter Dach und Fach bringen.
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January 07, 2014 10:49 ET (15:49 GMT)
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