
Die Aktien des Pharmagroßhändlers Celesio
Der Übernahmepoker um Celesio nahm am Vorabend nun eine überraschende Wende. Der Branchenkollege McKesson scheiterte an seinem selbst gesetzten Ziel, mindestens 75 Prozent der Unternehmensanteile einzusammeln. Zu diesem Zweck hatte McKesson noch den Angebotspreis von 23,00 auf 23,50 Euro je Aktie erhöht. Am Montagabend nun teilten die Amerikaner mit, dass dies nicht erreicht worden sei. Der Aktienkurs schloss daraufhin in New York 4,73 Prozent tiefer.
ANALYST: CELESIO-KURS KÖNNTE AUF NIVEAU VOR DER KAUFOFFERTE SINKEN
Die Enttäuschung über die gescheiterte Übernahme und die Reaktion der Deutschen Bank mit einer Verkaufsempfehlung belasteten die Aktien von Celesio am Dienstagmorgen zunächst deutlich. Analyst Holger Blum senkte zudem das Kursziel von 23,00 auf 17,00 Euro - davon ausgehend, dass sich die Anleger nun wieder auf die herausfordernden Fundamentaldaten des deutschen Pharmahändlers konzentrieren. Der Aktienkurs könnte wieder auf das Niveau vor der Kaufofferte sinken, befürchtet der Experte.
Andere Analysten aber zeigten sich weniger skeptisch. Scott Bardo von der Privatbank Berenberg etwa riet Anlegern, erst einmal an der Seitenlinie zu verharren. Eine Übernahme des Pharmahändlers sei noch nicht ganz vom Tisch. Sie ist laut Bardo schlicht eine Frage der Zeit. Zudem könnten dann auch andere Parteien wie das Pharmaunternehmen Cardinal Health mit einbezogen werden.
HÄNDLER: MCKESSON KÖNNTE NOCH EINMAL NACHLEGEN
Auch Händler Stefan de Schutter von Alpha Wertpapierhandel meinte, dass McKesson noch einmal nachlegen könnte. Dies dürfte ein Grund für die leichte Erholung der Aktien im Handelsverlauf sein.
Die Experten verwiesen auf einige Möglichkeiten, die McKesson nun offen stehen. Zum einen könnten die Amerikaner jederzeit über den Markt Aktien kaufen und ab der Schwelle von 30 Prozent ein Pflichtangebot vorlegen, schrieb Konrad Lieder von der Frankfurter Investmentbank Equinet.
NEUES ANGEBOT INNERHALB EINES JAHRES DENKBAR
Zum anderen könnte McKesson vor Ende der Sperrfrist von einem Jahr ein neues Angebot vorlegen, wenn Celesio und die Aufsichtsbehörde Bafin mitspielen. Sowohl Celesio als auch McKesson sollten Lieder zufolge ein Interesse daran haben, die durch die Kursverluste beider Aktien entstandene, beiderseitige Verlustsituation in eine Gewinnsituation zu verwandeln. Auch für die Amerikaner scheint diese Alternative nicht ausgeschlossen: Wenn McKesson den Deal unter sinnvollen Bedingungen wieder hinbekomme, werde man es tun, sagte Unternehmenschef John Hammergren auf einer Konferenz. Aber zwei Jahre werde man darauf nicht warten.
Analyst Thomas Maul von der DZ Bank hält es für wahrscheinlich, dass McKesson einen weiteren Übernahmeversuch bei Celesio starten könnte. Nach dem Abschluss strategischer Partnerschaften von Wettbewerbern stünden die Amerikaner unter erhöhtem Druck, ihre Position ebenfalls zu stärken. Denkbar sei aber auch, dass die Pharma-Einzelhändler CVS Caremark und Cardinal Health nun einen Kauf in Erwägung ziehen.
JOINT VENTURE ALS ALTERNATIVE
Hammergren lotet auch andere Möglichkeiten aus. "Ganz klar ist ein gemeinsames Joint Venture für uns eine Alternative", sagte er. In diesem Fall könnten Synergien im Einkauf verwirklicht werden, schrieb Lieder.
Stephan Gemkow, Vorsitzender des Celesio-Aufsichtsrats und Vorstandschef des Mischkonzern Haniel, wurde auf der Celesio-Homepage mit den Worten zitiert: "McKesson wäre ein sehr guter Partner für die weitere strategische Entwicklung von Celesio gewesen. Insofern bedauert der Aufsichtsrat es natürlich, dass das Übernahmeangebot zunächst gescheitert ist." Haniel hält 50,01 Prozent der Celesio-Anteile./la/ag/edh
ISIN DE000CLS1001 US58155Q1031
AXC0087 2014-01-14/12:12