Von Andreas Plecko
Die EU-Kommission fasst etwas mehr Vertrauen in das Wachstumspotenzial der europäischen Wirtschaft. Nachdem die Rezession überwunden ist, traut sie dem gemeinsamen Währungsraum in diesem Jahr ein Wachstum von 1,2 Prozent zu. Im Jahr 2015 soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dann um 1,8 Prozent zulegen, wie die Brüsseler Behörde in ihrer Winterprognose darlegte. Diese Zahlen entsprechen einer Aufwärtskorrektur um 0,1 Prozentpunkte gegenüber der Herbstprognose 2013.
Die Prognosen für die gesamte EU wurden im gleichen Maß angehoben. In diesem Jahr dürfte die Wirtschaft in den 28 Staaten somit um 1,5 Prozent und 2015 um 2,0 Prozent wachsen. "Nach der Rückkehr auf den Wachstumspfad fasst die Konjunktur in Europa nun Tritt", erklärte Wirtschafts- und Währungskommissar Olli Rehn. "Die Stärkung der Binnennachfrage in diesem Jahr dürfte uns zu einem ausgewogeneren, nachhaltigeren Wachstum verhelfen."
Die Wiederherstellung des Gleichgewichts der europäischen Wirtschaft mache Fortschritte, und die externe Wettbewerbsfähigkeit verbessere sich, insbesondere in den wirtschaftlich schwächsten Ländern. Doch Rehn warnte: "Noch nimmt sich die Erholung relativ bescheiden aus. Um sie zu stärken und mehr Arbeitsplätze zu schaffen, müssen wir am Wirtschaftsreformkurs festhalten."
In den wirtschaftlich schwachen Ländern ziehe die Wirtschaftstätigkeit inzwischen an, und dieser Trend dürfte sich fortsetzen. Insgesamt stelle sich der derzeitige Aufschwung jedoch - wie auch frühere Phasen der wirtschaftlichen Erholung, die auf tiefe Finanzkrisen folgten - eher gedämpft dar. Dahinter stehe der Zwang zum Schuldenabbau und der Druck für interne und externe Anpassungen.
Der Arbeitsmarkt zeige eine allmähliche Stabilisierung. Gleichwohl sei die Arbeitslosigkeit nach wie vor hoch, da die Arbeitsmarktentwicklung in der Regel der Entwicklung des BIP um ein halbes Jahr oder mehr hinterherhinke.
Die deutsche Wirtschaft sehen die Beamten mit einem relativ kräftigen Aufwärtstrend. Die größte Volkswirtschaft Europas dürfte 2014 um 1,8 und 2015 im 2,0 Prozent wachsen. Auch damit wurden die Zahlen um jeweils 0,1 Prozent gegenüber der Herbstprognose nach oben revidiert.
In diesem und im nächsten Jahr rechnet die EU-Kommission mit einer weiter gedämpften Inflation. Für 2014 senkten die Beamten die Inflationsprognose auf 1,0 von 1,5 Prozent. Für 2015 wurde die Inflationsprognose auf 1,3 von 1,4 Prozent zurückgenommen.
Die EU-Kommission geht davon aus, dass der Abbau der gesamtstaatlichen Defizite weitergeht. Die Gesamthaushaltsdefizite sollen den Projektionen zufolge im Jahr 2014 auf 2,7 Prozent des BIP in der EU und auf 2,6 Prozent des BIP im Euroraum zurückgehen, während die Schuldenquote fast 90 Prozent in der EU und 96 Prozent im Euroraum erreichen dürfte.
Die Risiken für diese Prognosen bewerten die Beamten als ausgewogener als noch im Herbst. "Das größte Abwärtsrisiko für die Wachstumsaussichten ist ein erneuter Vertrauensverlust, zu dem es kommen könnte, wenn die Reformen auf nationaler oder auf europäischer Ebene ins Stocken geraten", warnte die Behörde. Darunter würde auch die Wirtschaftstätigkeit leiden.
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February 25, 2014 07:45 ET (12:45 GMT)
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