Von Dana Mattioli und Mike Esterl
In der Tabakindustrie bahnt sich eine Megafusion an, die den Platzhirschen Altria unter Druck setzen dürfte. Die beiden Konzerne Reynolds American und Lorillard sprächen über einen Zusammenschluss, sagte eine informierte Person und fügte an, dass die Verhandlungen schon weit fortgeschritten sein sollen. Zu Reynolds American gehören solche Zigarettenmarken wie Camel und Pall Mall, Lorillard ist für die Marke Lorillard's Newport bekannt, dies sind Mentholzigaretten. Derzeit hat die milliardenschwere US-Tabakindustrie hart zu kämpfen, denn die Verkäufe sind rückläufig.
Durch einen Zusammenschluss mit Lorillard würde Reynolds eine dominierende Position im schnell wachsenden Markt für elektrische Zigaretten (E-Zigarette) bekommen, denn Lorillard kommt mit seinen blauen E-Zigaretten auf einen Marktanteil von fast 50 Prozent in den US-Tankstellen und Tabakläden. Die meisten E-Zigaretten sind Tabakzigaretten äußerlich ähnlich. Sie bestehen aus einem Mundstück, einem Akku, einem elektrischen Vernebler und einer Wechsel-Kartusche, in der sich eine Flüssigkeit mit Nikotin befindet. E-Zigaretten werden für viele Raucher zunehmend als Alternative zur herkömmlichen Zigarette angesehen. Reynolds American hat diesen Trend leicht verschlafen und ist erst später in den Markt eingestiegen, der in diesem Jahr mehr als 2 Milliarden US-Dollar an Umsatz generieren könnte. Im kommenden Monat will Reynolds die E-Zigarette Vuse auf den gesamten US-Markt bringen, die in den Bundesstaaten Colorado und Utah seit einigen Monaten schon einen Probelauf hatte.
Eine Fusion von Reynolds American und Lorillard dürfte auch im Ausland in der Branche hohe Wellen schlagen. Der Tabakkonzern British American Tobacco (BAT), dem solche Marken wie Kent oder Dunhill gehören, ist mit 42 Prozent an Reynolds beteiligt und dürfte wohl ein gewichtiges Wort bei der Transaktion mitzureden haben. Im Juli läuft eine zehnjährige Stillhaltevereinbarung aus, nach der BAT kein unaufgefordertes Angebot für die restlichen Reynolds-Aktien machen durfte.
Seit Monaten machen schon Gerüchte die Runde, dass British American Tobacco, Reynolds und Lorillard etwas im Schilde führen könnten. Am Mittwoch berichtete Reuters, dass Reynolds den Wettbewerber Lorillard in drei Schritten übernehmen dürfte und BAT dabei eine wichtige Rolle spielt. Reynolds, Lorillard und BAT wollten sich zu möglichen Gesprächen nicht äußern. Der Aktienkurs von Reynolds kletterte am Mittwoch um 4,4 Prozent auf 59,77 Dollar und die Marktkapitalisierung liegt somit bei 32 Milliarden Dollar. Der Aktienkurs von Lorillard haussierte um 10 Prozent auf 62,63 Dollar, was die Marktkapitalisierung auf 22 Milliarden Dollar anschwellen ließ.
Eine Transaktion ist allerdings risikobehaftet. Die US-Gesundheitsbehörde FDA erwägt Beschränkungen bei den Mentholzigaretten, nachdem 2009 schon andere Geschmackstoffe in Zigaretten verboten wurden. Das wäre für Lorillard ein harter Schlag, denn mit den Mentholzigaretten macht der Konzern mehr als 80 Prozent seines Umsatzes. Allerdings ist fraglich, wann die FDA eine endgültige Entscheidung in der Sache treffen könnte. Nach Einschätzung von Beobachtern könnte das in einigen Monaten oder auch in einigen Jahren der Fall sein. Auch die Wettbewerbshüter dürften bei einem Zusammenschluss noch ein Wörtchen mitzureden haben, denn beide Unternehmen würden rund 90 Prozent der US-Tabakindustrie auf sich vereinen.
Reynolds hat in den Vereinigten Staaten einen Marktanteil von 25 Prozent, Lorillard kommt auf fast 15 Prozent. Der Marlboro-Hersteller Altria kann sich mit einem Marktanteil von rund 50 Prozent schmücken. Eine informierte Person sagte, Führungskräfte von Lorillard seien kurzfristig zu einem dringenden Meeting gerufen worden. Reynolds setzte im vergangenem Jahr netto, das heißt ohne Steuern, 8,24 Milliarden Dollar und Lorillard 4,97 Milliarden Dollar um.
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May 22, 2014 01:14 ET (05:14 GMT)
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