Wien (ots) - Das von Olaf Nicolai als überdimensionales, liegendes, dreistufiges X gestaltete Denkmal wurde heute am Wiener Ballhausplatz vom Bundespräsidenten der Republik Österreich Heinz Fischer eröffnet. Die österreichische Autorin Kathrin Röggla hielt die Festrede. Künstlerische Beiträge gestalteten der Choreograf Laurent Chétouane, Komponist Friedrich Cerha und der Gegenstimmen-Chor. Die KÖR Geschäftsführerin Martina Taig, der Klubobmann der Grünen David Ellensohn, der Politikwissenschaftler Walter Manoschek, Wiens Bürgermeister Michael Häupl, Zeitzeuge und Deserteur Richard Wadani sowie Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien Josef Ostermayer hielten Ansprachen.
Die nationalsozialistische Militärjustiz verhängte während des Zweiten Weltkrieges mehr als 30 000 Todesurteile, wovon die meisten gegen Deserteure und sogenannte "Wehrkraftzersetzer" ergingen. 2009 rehabilitierte der Nationalrat die Opfer der Verfolgung durch die Wehrmachtsgerichte. 2010 beschloss die Stadt Wien die Errichtung eines Denkmals für die Verfolgten der NS-Militärjustiz. Als geeigneter Standort wurde Ende 2012 der Ballhausplatz gefunden. KÖR Kunst im öffentlichen Raum hat danach einen künstlerischen Wettbewerb ausgeschrieben, dessen Jury sich 2013 für den Entwurf des deutschen Künstlers Olaf Nicolai entschied.
"Es ist an der Zeit, dass unser Land denjenigen gedenkt, die sich den Befehlen des menschenverachtenden Regimes des Nationalsozialismus widersetzten und eine eigene Entscheidung getroffen haben", so Wiens Bürgermeister Michael Häupl in seiner Eröffnungsrede.
"Zwischen den zahlreichen, oftmals zivilgesellschaftlichen Initiativen und Projekten schließt nun das Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz eine wichtige Lücke: Am zentralsten Ort der Republik situiert, zwischen Präsidentschaftskanzlei und Bundeskanzleramt, wird es die nachkommenden Generationen daran erinnern, wohin Totalitarismus und Antidemokratie führen. In diesem Sinn versteht sich Wiens Erinnerungskultur als 'Erinnern für die Zukunft': Eine unverzichtbare Präventivmaßnahme gegen extremistische Tendenzen. Nur Wissen und historisches Bewusstsein können hier vorbeugen", betont Wiens Stadtrat für Kultur und Wissenschaft Andreas Mailath-Pokorny die Notwendigkeit des Denkmals.
Zwtl.: Das Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz
Die Skulptur greift die klassischen Elemente eines Mahnmals "Sockel" und "Inschrift" auf, arrangiert diese aber anders als traditionelle Kriegerdenkmäler. Ein überdimensionales, liegendes X bildet den dreistufigen Sockel in dessen dritte Ebene die nur von oben lesbare Inschrift "all alone" eingelassen ist. Es ist ein Gedicht des schottischen Künstlers Ian Hamilton Finlay, der mit wichtigen VertreterInnen der sprachkritischen und experimentellen Wiener Künstlerszene befreundet war.
Das Zusammenspiel von Sockel und Inschrift inszeniert die Situation des Einzelnen in und gegenüber gesellschaftlichen Ordnungs- und Machtverhältnissen. Die Skulptur erweist jenen Respekt, die eine eigene Entscheidung treffen, sich der Fremdbestimmung widersetzen und sich durch ihr eigenständiges Handeln gegen das geltende System stellen.
"Kunst im öffentlichen Raum kann die Auseinandersetzung mit Kunst im Allgemeinen fördern, Aufmerksamkeit auf aktuelle Themen lenken, Denkanstöße geben, Diskussionen anregen, eine qualitätsvolle Belebung des städtischen Lebensraums erreichen und stadtplanerisch mitwirken. Kunst im öffentlichen Raum kann aber auch eine "Denkmal"-Funktion übernehmen, wie in diesem Fall. Olaf Nicolais Skulptur setzt ein überzeugendes künstlerisches Zeichen der Zivilcourage, welches universal lesbar ist", so die KÖR Geschäftsführerin Martina Taig.
KÖR Kunst im öffentlichen Raum war verantwortlich für die Auslobung des künstlerischen Wettbewerbs sowie die Umsetzung des Denkmals.
www.koer.or.at
Rückfragehinweis: Elke Weilharter, SKYunlimited, elke.weilharter@skyunlimited.at
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Die nationalsozialistische Militärjustiz verhängte während des Zweiten Weltkrieges mehr als 30 000 Todesurteile, wovon die meisten gegen Deserteure und sogenannte "Wehrkraftzersetzer" ergingen. 2009 rehabilitierte der Nationalrat die Opfer der Verfolgung durch die Wehrmachtsgerichte. 2010 beschloss die Stadt Wien die Errichtung eines Denkmals für die Verfolgten der NS-Militärjustiz. Als geeigneter Standort wurde Ende 2012 der Ballhausplatz gefunden. KÖR Kunst im öffentlichen Raum hat danach einen künstlerischen Wettbewerb ausgeschrieben, dessen Jury sich 2013 für den Entwurf des deutschen Künstlers Olaf Nicolai entschied.
"Es ist an der Zeit, dass unser Land denjenigen gedenkt, die sich den Befehlen des menschenverachtenden Regimes des Nationalsozialismus widersetzten und eine eigene Entscheidung getroffen haben", so Wiens Bürgermeister Michael Häupl in seiner Eröffnungsrede.
"Zwischen den zahlreichen, oftmals zivilgesellschaftlichen Initiativen und Projekten schließt nun das Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz eine wichtige Lücke: Am zentralsten Ort der Republik situiert, zwischen Präsidentschaftskanzlei und Bundeskanzleramt, wird es die nachkommenden Generationen daran erinnern, wohin Totalitarismus und Antidemokratie führen. In diesem Sinn versteht sich Wiens Erinnerungskultur als 'Erinnern für die Zukunft': Eine unverzichtbare Präventivmaßnahme gegen extremistische Tendenzen. Nur Wissen und historisches Bewusstsein können hier vorbeugen", betont Wiens Stadtrat für Kultur und Wissenschaft Andreas Mailath-Pokorny die Notwendigkeit des Denkmals.
Zwtl.: Das Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz
Die Skulptur greift die klassischen Elemente eines Mahnmals "Sockel" und "Inschrift" auf, arrangiert diese aber anders als traditionelle Kriegerdenkmäler. Ein überdimensionales, liegendes X bildet den dreistufigen Sockel in dessen dritte Ebene die nur von oben lesbare Inschrift "all alone" eingelassen ist. Es ist ein Gedicht des schottischen Künstlers Ian Hamilton Finlay, der mit wichtigen VertreterInnen der sprachkritischen und experimentellen Wiener Künstlerszene befreundet war.
Das Zusammenspiel von Sockel und Inschrift inszeniert die Situation des Einzelnen in und gegenüber gesellschaftlichen Ordnungs- und Machtverhältnissen. Die Skulptur erweist jenen Respekt, die eine eigene Entscheidung treffen, sich der Fremdbestimmung widersetzen und sich durch ihr eigenständiges Handeln gegen das geltende System stellen.
"Kunst im öffentlichen Raum kann die Auseinandersetzung mit Kunst im Allgemeinen fördern, Aufmerksamkeit auf aktuelle Themen lenken, Denkanstöße geben, Diskussionen anregen, eine qualitätsvolle Belebung des städtischen Lebensraums erreichen und stadtplanerisch mitwirken. Kunst im öffentlichen Raum kann aber auch eine "Denkmal"-Funktion übernehmen, wie in diesem Fall. Olaf Nicolais Skulptur setzt ein überzeugendes künstlerisches Zeichen der Zivilcourage, welches universal lesbar ist", so die KÖR Geschäftsführerin Martina Taig.
KÖR Kunst im öffentlichen Raum war verantwortlich für die Auslobung des künstlerischen Wettbewerbs sowie die Umsetzung des Denkmals.
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