Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat das Kirchenasyl gegen Kritik aus der Politik in Schutz genommen. "Wir beanspruchen nicht, den Rechtsstaat auszuhebeln, sondern für ganz spezielle Fälle, die gut abgesprochen sind, noch einmal auf die Situation zu schauen", sagte Marx am Freitag dem Radiosender "NDR Kultur".
Mit Blick auf Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), der jüngst die Praxis des Kirchenasyls in die Nähe der muslimischen Scharia gerückt hatte, forderte Marx, man solle die Debatte verbal abrüsten. Die Kirchen, die Asyl aus Tradition anbieten wüssten, dass es beim Kirchenasyl keinen Rechtsanspruch gebe. Eine Lösung in diesem Konflikt sieht der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz nicht. "Ich habe nicht den Eindruck, dass sich jetzt etwas ändert an der Praxis. Wir werden weiter mit großer Verantwortlichkeit in den Pfarreien mit diesem Instrument umgehen, und in äußerster Not wird es das weiter geben. So wird es bleiben", betonte der Erzbischof.
Mit Blick auf den Terror des sogenannten "Islamischen Staates" sagte Marx, er rechne nicht damit, dass der IS schnell von der Bildfläche verschwinde. Das werde eine lange Auseinandersetzung, so Marx, und ergänzte eine Erfahrung im Nahen und Mittleren Osten: "Je mehr Gewalt wir hineinpumpen, je mehr Waffen wir hineingeben, umso schlimmer wird es. Es ist ja nicht besser geworden durch all die Kriege."
Das Thema Migration und Flüchtlinge werden die katholischen Bischöfe auch bei ihrer Frühjahrsvollversammlung behandeln, die am Montag in Hildesheim beginnt.