Von Shira Ovide und Daisuke Wakabayashi
NEW YORK (Dow Jones)--Nahezu 1.000 Unternehmen stellen Smartphones her. Und nur eines streicht nahezu alle Gewinne ein.
Im ersten Quartal vereinte Apple Inc 92 Prozent des gesamten Betriebsgewinns der acht führenden Smartphoneproduzenten auf sich, wie Mike Walkley vom Vermögensverwalter Canaccord Genuity schätzt. Vor einem Jahr waren es 65 Prozent. Auf Samsung Electronics Co entfallen Walkley zufolge 15 Prozent. Apple und Samsung kommen zusammen auf mehr als 100 Prozent, da andere Hersteller an der Gewinnschwelle oder mit Verlust arbeiten.
Die Ereignisse der vergangenen Woche unterstrichen das unausgewogene Bild. Apple rief seine Zulieferer auf, eine Rekordzahl neuer iPhone-Modelle zu produzieren. Unterdessen stellte Samsung enttäuschende Gewinne in Aussicht, HTC meldete einen Quartalsverlust, und Microsoft schrieb 80 Prozent auf das 2014 von Nokia übernommene Smartphonegeschäft ab.
Apples Anteil am Gewinn ist um so beeindruckender, verkauft das Unternehmen doch weniger als 20 Prozent der Smartphones. Aber der Konzern ist in der Lage, für seine Geräte deutlich höhere Preise durchzusetzen. Die Wettbewerber setzen vor allem das Google-Betriebssystem Android ein, und sie können sich somit kaum voneinander abheben. Viele versuchen den Kampf um die Kunden daher über den Preis zu gewinnen. Auf Samsung und HTC lasten zudem Fehlentscheidungen aus der Vergangenheit.
Neil Mawston, Direktor beim Marktforscher Strategy Analytics, zufolge haben viele Android-Verkäufer die Wahl zwischen preiswerten, volumenstarken Geräten wie jenen der chinesischen Xiaomi Corp und den Premiumsmartphones von Apple. Es bestehe die Gefahr, zwischen die Fronten zu geraten, sagte Mawston. Er schätzt, dass es rund 1.000 Smartphonemarken gibt, darunter mehrere Hundert in China.
Selbst Samsung, einst erfolgreich mit Smartphones in allen Preisklassen, kommt in der inzwischen überlaufenen Branche unter Druck. In der vergangenen Woche warnte der südkoreanische Elektronikkonzern vor dem siebten Quartalsgewinnrückgang in Folge. Samsung hat sich offenbar bei der Nachfrage nach seinen neuesten Geräten verschätzt. Informierten Personen zufolge rechnete der Konzern anfangs damit, dass auf vier Galaxy S6 ein Galaxy S6 Edge (mit gewölbtem Display) verkauft werden würde. Dementsprechend sei auch die Produktion eingestellt worden, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Doch die Nachfrage nach beiden Modellen sei relativ gleich ausgefallen.
Die Ergebnisse zeigen, wie schnell sich das Blatt im Smartphonegeschäft wenden kann, das Apple mit seinem iPhone 2007 revolutioniert hat. Seinerzeit strich die finnische Nokia nach Schätzung von Canaccord rund zwei Drittel der Gewinne in der Branche ein.
Gegen Ende der Dekade schlossen Apple und BlackBerry zu Nokia auf. 2012 teilten sich Apple and Samsung quasi die Gewinne. Inzwischen hat Apple alle anderen weit hinter sich gelassen.
Viele Smartphoneanbieter haben eine andere Strategie als Apple, der den Löwenanteil des Umsatzes mit dem Verkauf von Geräten erzielt. Microsoft und Xiaomi wollen Gewinne nach dem eigentlichen Verkauf erzielen, indem sie beim Herunterladen von Apps kassieren. Außerdem lassen sie sich Zubehör und andere Beigaben bezahlen. Samsung verdient damit, Komponenten für seine Geräte und die der Konkurrenz herzustellen.
Weder Samsung noch HTC noch Microsoft wollten die Informationen kommentieren. Ein Sprecher von Huawei Technologies sagte, das Verbrauchergeschäft sei profitabel und es wachse, da mehr mittelpreisige und hochwertige Smartphones verkauft würden. Eine Sprecherin von Apple wollte sich nicht äußern.
In den Daten von Canaccord sind Privatunternehmen wie Xiaomi oder die indische Micromax Informatics Ltd nicht enthalten. Allerdings würden deren Gewinne, sollten überhaupt welche erzielt werden, das Bild der Branche nicht verzerren, sagte Walkley.
Ein entscheidender Faktor von Apples Dominanz bei den Gewinnen sind die höheren Preise. Im vergangenen Jahr mussten Kunden für das iPhone im Durchschnitt 624 US-Dollar zahlen, für ein Android-Gerät waren es gerade einmal 185 Dollar, wie aus Daten von Strategy Analytics hervorgeht. Im Geschäftsquartal per 28. März verkaufte Apple 43 Prozent mehr iPhones als im Vorjahr, zu höheren Preisen. Der Durchschnittspreis stieg um mehr als 60 auf 659 Dollar, getragen vor allem von Geräten mit großem Bildschirm, iPhone 6 und 6 Plus.
In mancherlei Hinsicht ähnelt der inzwischen langsam gesättigte und nur noch verhalten wachsende Smartphonemarkt jenem für Personal Computer. Die durchschnittlichen PC-Preise sind eingebrochen, und die meisten Hersteller haben Probleme, Gewinne einzufahren. Nicht so Apple. Das Unternehmen kam 2014 auf mehr als die Hälfte der Gewinne in der Branche, und das, obwohl nur jeder sechste von 100 verkauften Geräten ein Mac war, wie Bernstein Research schreibt.
Ungeachtet der Veränderungen in der Reihenfolge der Spitzenverkäufer in den vergangenen zehn Jahren dürfte Apple die Krone bei den Gewinnen sicher sein. "Die Dominanz von Apple ist etwas, das sehr schwierig zu bezwingen ist", sagte Denny Strigl, Ex-Chief Operating Officer bei Verizon Communications Inc. "Apple müsste schon auf irgendeine Art straucheln, und ich glaube nicht, dass das passiert."
Mitarbeit: Ryan Knutson, Jonathan Cheng und Eva Dou.
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July 13, 2015 03:03 ET (07:03 GMT)
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