
Im ersten Teil des Auszugs erläuterte Rothbard, weshalb sich Liberale nicht mit faulen Kompromissen und einer Politik der kleinen Schritte zufrieden geben dürfen. Sie müssen radikale Forderung stellen, da sie sonst ihre Ziele aus den Augen zu verlieren drohen. Im Gegensatz zu Sozialisten oder Konservativen, so folgert er nun, werden sie mit solchen Forderungen keinesfalls zu Utopisten. Denn alleine die libertäre Lehre steht "im vollen Einklang mit der menschlichen Natur und dem Wesen der Welt" und stellt somit keine Utopie im eigentlichen Sinne dar. Anders als die Konservativen glauben Libertäre nicht, dass der Staat auf Macht verzichten oder sich beim Gebrauch derselben einschränken werde. Anders als die Sozialisten wollen sie nicht den neuen Menschen formen, sondern akzeptieren die Menschen in ihrer Vielfalt und sehen darin eine Bereicherung.
"Der sozialistische Traum vom neuen Menschen hat unendliches Leid über die menschliche Gesellschaft gebracht", fügt Prof. Dr. Thorsten Polleit, Präsident des Ludwig von Mises Instituts Deutschland an. "Die Stärke der liberalen Idee liegt gerade darin, jeden Menschen als wertvolles Individuum anzuerkennen. Freie Gesellschaften erkennen, dass sie von der Vielfalt der Individuen profitieren und geben den Menschen daher den notwendigen Raum zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit. Dank dieser Einsicht entwickelten sie immer in der Geschichte nicht nur enormen materiellen, sondern auch gewaltigen kulturellen Reichtum und gewannen bedeutende wissenschaftliche Erkenntnisse."
Da es quasi unmöglich ist, aus dem Stand den Zustand vollständiger Freiheit zu erreichen, stellt sich für Rothbard die Frage, wie faule Kompromisse von wichtigen oder notwendigen Zwischenschritten zu unterscheiden sind? Diese Unterscheidung wird möglich, wenn man zum einen die freiheitlichen Werte stets als das eigentliche Ziel hoch hält und zum anderen alle denkbaren Übergangslösungen diesem eigentlichen Ziel nicht widersprechen. So wäre es beispielsweise legitim, statt der Abschaffung aller Steuern als Zwischenschritt eine drastische Senkung der Einkommenssteuer zu fordern. Diese aber durch eine Anhebung der Mehrwertsteuer teilweise kompensieren zu wollen, widerspräche bereits wieder dem höchsten Ziel.
Niemals sollte sich der Libertäre auf einen "positiven" Gebrauch staatlicher Macht einlassen. "Aus seiner Perspektive sollte es die einzige Aufgabe der Regierung und anderer staatlichen Stellen sein, sie dazu zu bewegen, sich so schnell wie irgend möglich aus allen Belangen der Gesellschaft zu entfernen."
Teil 1 erschien am 31. August 2015 auf www.misesde.org.
Es ist Zeit für einen radikalen Idealismus (Teil 2) http://www.misesde.org/?p=10857
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