Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Im Jahr 2015 sind knapp 1,1 Millionen Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Das teilte Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) unter Verweis auf die Asylstatistik für das vergangene Jahr mit.
40 Prozent der Flüchtlinge kamen vergangenes Jahr aus Syrien, sagte de Maiziere zudem bei einer Pressekonferenz zum neuen Migrationsbericht der Regierung. Es gebe aber auch Doppelregistrierungen, und Flüchtlinge verließen Deutschland wieder zum Beispiel in Richtung Skandinavien.
De Maiziere will Abschiebungen nach Afghanistan
Der Innenminister hatte im Spätsommer zunächst offiziell eine Zahl von 800.000 Flüchtlingen prognostiziert, die 2015 nach Deutschland einreisen. Im weiteren Jahresverlauf war aber bereits klar geworden, dass die Zahl höher liegen würde.
Weitere Hauptherkunftsländer waren nach Angaben de Maizieres nach Syrien besonders Afghanistan mit 14 Prozent oder 150.000 Personen und Irak mit 11 Prozent oder 120.000 Menschen sowie Albanien, Kosovo, Iran, Pakistan, Eritrea, Serbien und Mazedonien. Grundlage ist das so genannten "Easy"-Verfahren, mit dem die Flüchtlinge auf Erstaufnahmeeinrichtungen verteilt werden.
De Maiziere nannte den hohen Zuzug aus Afghanistan angesichts des starken deutschen Engagements vor Ort "inakzeptabel" und bekräftigte, es solle zu Abschiebungen in "sichere Fluchtalternativen" in dem Land kommen. Dass im Dezember Marokko auf Platz 5 der Herkunftsländer der Flüchtlinge gelegen habe, sei zudem "ein besonderer Anlass zur Sorge", meinte der Innenminister.
Kein Einwanderungsgesetz mehr vor der Wahl
Die neuen Höchststände bei der Zuwanderung nach Deutschland sind nach Angaben der Bundesregierung aber nicht allein auf die aktuelle Flüchtlingswelle zurückzuführen. "Deutschland ist 2014 eines der Hauptzielländer von Zuwanderung in der Europäischen Union, und das ist 2015 eher noch stärker geworden", sagte de Maiziere.
Die Zahl der Zuzüge nach Deutschland sei bereits 2014 um 19,4 Prozent auf mehr als 1,46 Millionen Personen gestiegen. Eine derart hohe Zahl war laut dem Innenministerium zuletzt 1992 zu verzeichnen. Für 2015 ging de Maiziere davon aus, dass mit der höchsten Zuwanderung seit Beginn der Registrierung im Jahr 1950 zu rechnen ist.
Ein Einwanderungsgesetz, wie es der Koalitionspartner SPD fordert, hielt de Maiziere aber derzeit nicht für notwendig. "In dieser Legislaturperiode sehe ich nicht, dass wir dazu noch kommen", sagte der CDU-Politiker.
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January 06, 2016 06:48 ET (11:48 GMT)
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