Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) hat als Konsequenz aus den Kölner Übergriffen eine frühzeitige Integration neu ankommender Flüchtlinge angemahnt. Die Berichte über die Silvesternacht seien erschreckend, sagte die neue Vertreterin des UNHCR in Deutschland, Katharina Lumpp, der "Frankfurter Rundschau" (Samstag).
Zunächst komme es auf eine schnelle Antwort des Rechtsstaates und umfassende Aufklärung an. "Das schuldet man den Opfern, aber es liegt auch im Interesse der vielen unbescholtenen Schutzsuchenden, die es nicht verdient haben, unter Generalverdacht gestellt zu werden", so Lumpp. Die Ereignisse verdeutlichten aber auch, dass ohne ausreichende Integration sozial abgehängte Gruppen und Parallelgesellschaften entstehen. "Der Schlüssel für gute wirtschaftliche und soziale Integration ist dabei, dass die Flüchtlinge sich schnell selbst versorgen und vor allem die Kindern und Jugendlichen Zugang zu Bildung haben", sagte die Botschafterin des UNHCR, das als zwischenstaatliche Organisation auch Regierungen bei der Suche nach dauerhaften Lösungen in Flüchtlingsfragen berät.
Es sei lobenswert, dass die Bundesregierung für die neu Angekommenen frühe Integration ermöglichen wolle, insbesondere durch Spracherwerb und schnellen Zugang zum Arbeitsmarkt und zu Schulbildung für die Kinder. Dabei schließe gute Integration in einem Aufnahmeland spätere Rückkehr nicht aus, betonte Lumpp. "Sie befördert sie sogar, weil sie auch in der Heimat einen Neustart erleichtert." Zur Bewältigung der Flüchtlingskrise könne nur eine europäische Lösung beitragen.
"Europa muss das Thema endlich als gemeinschaftliche Aufgabe sehen", sagte Katharina Lumpp der "Frankfurter Rundschau". "Zurzeit zeigt sich ja, dass die Rückkehr zu Grenzkontrollen in einigen Ländern nur bewirkt, dass Schutzsuchende in anderen benachbarten Ländern ankommen." Der UNHCR plädiere für ein gesamteuropäisches Verteilsystem nach Kriterien wie Bevölkerungszahl und Wirtschaftskraft. Wie sich die zuletzt gesunkenen Flüchtlingszahlen nach dem Winter entwickeln werden, hänge vor allem von der Syrien-Konferenz im Februar in London ab.
"Humanitäre, aber auch langfristige Hilfe für die Erstaufnahmeländer und für die Flüchtlinge vor Ort muss finanziell gesichert sein. Nur so kann die Situation in den Erstaufnahmeländern stabilisiert werden", sagte Lumpp der "Frankfurter Rundschau". Wichtig sei dabei auch, legale und sichere Wege nach Europa zu organisieren, vor allem für Frauen und Kinder.