Halle (ots) - Fast 4800 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge waren Anfang des Jahres zumindest zeitweise verschwunden. Das berichtet die in Halle erscheinende "Mitteldeutsche Zeitung" (Mittwoch-Ausgabe) unter Berufung auf Zahlen des Bundeskriminalamtes (BKA). Eine BKA-Sprecherin sagte dem Blatt, dass am 1. Januar 2016 genau 4749 unbegleitete Flüchtlinge im Kindes- und Jugendlichen-Alter als vermisst galten. 431 davon waren jünger als 13 Jahre, 4287 zwischen 14 und 17 Jahren und 31 über 18. Am 1. Juli 2015, also ein halbes Jahr zuvor, lag die Zahl der vermissten unbegleiteten Flüchtlinge im Kindes- und Jugendlichen-Alter noch bei lediglich 1637. Zwar unterstrich die Sprecherin, dass dies jeweils "Momentaufnahmen" seien. Oft tauchten Vermisste nach kurzer Zeit wieder auf. Oft gebe es Mehrfachregistrierungen. Freilich konnte sie nicht ausschließen, dass ein Teil der zu Jahresbeginn verschwundenen minderjährigen Flüchtlinge Kriminellen in die Hände gefallen sein könnten. Genaue Erkenntnisse habe das BKA dazu bislang nicht, erklärte die Sprecherin. Zuvor hatte die europäische Polizeibehörde Europol mitgeteilt, dass in den vergangenen 24 Monaten mindestens 10 000 allein reisende Flüchtlingskinder nach ihrer Ankunft in Europa spurlos verschwunden und womöglich in die Hände von Kriminellen gelangt seien. "Dies bedeutet nicht, dass allen etwas passiert ist", erklärte ein Sprecher. "Ein Teil der Kinder könnte sich tatsächlich mittlerweile bei Verwandten aufhalten. Aber es bedeutet, dass diese Kinder zumindest potenziell gefährdet sind." Etwa durch sexuellen Missbrauch. Allein in Italien seien nach Angaben der dortigen Behörden 5000 Flüchtlingskinder verschwunden, so Europol, in Schweden 1000.
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