Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin hat seine Partei darauf eingestimmt, künftig in Dreierbündnisse mit der Union einzusteigen. "Womöglich wird die Situation in Sachsen-Anhalt stilbildend für die ganze Republik. In Magdeburg werden CDU, SPD und Grüne zusammenarbeiten müssen", sagte Trittin im Interview mit der "Welt".
"Die Grünen müssen also im Zweifel Teil der neuen lagerübergreifenden Koalitionen werden", forderte Trittin. Es sei klüger, in solchen Konstellationen das eine oder andere grüne Vorhaben umzusetzen als zuzusehen, wie Union und SPD "den Karren gegen die Wand fahren". Der frühere Grünen-Fraktionschef sieht zudem keine Chancen mehr für ein Linksbündnis aus SPD, Linkspartei und Grünen sowie für eine Koalition aus Union und Grünen nach der Bundestagswahl 2017. "Ich kenne derzeit keine Umfrage, die eine Mehrheit für Rot-Rot-Grün im Bund hergibt", sagte Trittin.
"Die jüngsten Wahlergebnisse lassen nicht auf eine Trendumkehr hoffen." Das gleiche gelte aber auch für Schwarz-Grün. Lagerübergreifende Koalitionen würden in Zukunft von der Ausnahme zur Regel. "Das Paradox dabei ist: Wenn gegnerische Lager in Konsenskoalitionen einsteigen, begünstigt das weiter die Etablierung der AfD."
Als Konsequenz aus dem Wahlerfolg des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) forderte Trittin seine Partei auf, entschlossener Haltung zu zeigen. "Kretschmann hat den Zweikampf mit seinem CDU-Herausforderer vor allem dadurch gewonnen, dass er Haltung gezeigt hat", sagte Trittin. "Es nützt eben nichts, sich die Anmutung des Ersatzkoalitionspartners zu geben, der bereitsteht, falls es mit der großen Koalition nicht klappt." Anmutung sei etwas anderes als Haltung.
"Wir müssen als Grüne erkennbar für eine Haltung stehen." Auch die Entscheidung über die Grünen-Spitzenkandidatur für die Bundestagswahl 2017 werde sich an der Frage entscheiden, wer von den Grünen mit besonderer Glaubwürdigkeit "für eine klare Haltung und eine menschliche Politik" stehe, so Trittin.