Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hält spirituelle Angebote auch politisch für wichtig. "Dort, wo es spirituelle Angebote gibt, werden Menschen neugierig", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung" (Samstagausgabe) mit Blick auf Ostern.
"Und in Familien, in denen Menschen ans Ende des Lebens kommen, wird die Frage wieder wichtig: Was ist denn da noch außer uns?" Beispielhaft für die Bedeutung des Religiösen sei das Massaker am Erfurter Gutenberg-Gymnasium gewesen. "Ohne die offenen Kirchen hätte es eine Heilung der zutiefst verletzten Seelen in dieser Stadt nicht gegeben. Wir brauchen Spiritualität. Sie kann nur nicht verordnet werden. Sie ist kein Staatsauftrag."
Ramelow fügte hinzu, er sehe, dass sich Gemeinschaften neu aufbauten. "Und das hat einen Grund. Denn - jetzt werde ich mal marxistisch - die kapitalistische Verwertungslogik basiert ja auf Vereinzelung. Und diese Vereinzelung lässt keine Räume mehr, um Druck und Schmerz auszuhalten. Wir brauchen also eine Gemeinschaft, die sich spürt und wahrnimmt. Spiritualität wäre wichtig, um wieder mehr Gemeinschaft herzustellen."
Mit Ostern sei für ihn "die Hoffnung verbunden, dass man am Ende von etwas immer auch den Anfang wieder erkennen kann", betonte der Ministerpräsident.
"Gerade unser Land sollte Hoffnung haben und Hoffnung verbreiten." Das gelte nicht zuletzt in der Flüchtlingskrise.