Der Co-Bundesvorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD), Jörg Meuthen, hat Überlegungen seiner Partei, die Verengung der deutschen Erinnerungskultur auf die Zeit des Nationalsozialismus zugunsten einer erweiterten Geschichtsbetrachtung aufzubrechen, gegen Kritik verteidigt. Eine entsprechende Textpassage findet sich im dem offiziellen Entwurf für ein Parteiprogramm.
Es sei "wirklich nichts Verwerfliches" darin, die deutsche Erinnerungskultur "auch auf die nicht wenigen positiven und identitätsstiftenden Phasen deutscher Geschichte auszuweiten", sagte Meuthen dem "Handelsblatt". Das Ziel sei zu einer "differenzierteren und umfassenderen Betrachtung unserer eigenen Geschichte" zu gelangen, "die ihre großen Leistungen aus anderen Zeiten ebenso beleuchtet wie ihre unvorstellbar grauenhaften Taten in Zeiten des Nationalsozialismus". "Das Wissen um beides", so Meuthen, "um die Verdienste wie um die Gräueltaten, ist Voraussetzung eines guten, zugleich souveränen und selbstkritischen weltoffenen deutschen Patriotismus und eben nicht Nationalismus." Damit sei die AfD "nicht etwa rückwärtsgewandt, sondern meines Erachtens im Gegenteil einen Schritt weiter als diejenigen, die diese Souveränität noch nicht aufbringen".
Als unanständig wies Meuthen in diesem Zusammenhang Vorwürfe aus der CDU und der FDP zurück, die AfD wolle den Nationalsozialismus "in irgendeiner Weise verharmlosen oder den kompletten Zivilisationsbruch dieser Jahre in irgendeiner Weise relativieren". "Das wäre in der Tat ein Unding, dass wollen wir selbstverständlich in gar keiner Weise und das steht in dem Entwurf auch in gar keiner Weise", sagte Meuthen.