Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Höhere Eigenkapitalanforderungen können nach Erkenntnissen zweier Ökonomen die Kreditvergabe von Banken verringern. Das bedeutet, dass Zentralbanken und Aufsichtsbehörden hoffen dürfen, den Aufbau von Preisübertreibungen an Immobilienmärkten mit so genannten makroprudenziellen Instrumenten bremsen zu können.
Antizyklische Kapitalpuffer, so der Fachbegriff, haben zwei Ziele: Sie sollen erstens die Verlusttragfähigkeit der Banken erhöhen, die Hypothekenkredite vergeben. Und sie sollen zweitens die Vergabe von Hypothekenkrediten während des Preisbooms bremsen. Während über die Erreichbarkeit von Ziel Nummer eins Einigkeit besteht, ist das bei Ziel zwei nicht der Fall.
Christoph Basten von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) und Katherine Koch von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) können diese Frage zumindest für die Schweiz positiv beantworten. Basten, der die Studie bei der ersten gemeinsamen makroprudenziellen Konferenz von EZB und Internationalem Währungsfonds (IWF) in Frankfurt präsentierte, sagte: "Antizyklische Kapitalpuffer können die Zusammensetzung der Kreditvergabe beeinflussen."
Nach seinen Erkenntnissen führte der 2013 von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und der Finanzmarktaufsicht Finma gemeinsam verhängte Kapitalzuschlag von rund 1 Prozentpunkt dazu, dass bestimmte Banken ihre Preise stärker als andere anheben mussten. Das waren Institute, die über geringe Kapitalpuffer verfügten und solche, die auf Hypothekenkredite spezialisiert waren. Diese höheren Preise ließen die Nachfrage sinken.
Das Regelwerk Basel III schreibt vor, dass Hyopthekenkredite bei der Berechnung der Eigenkapitalanforderungen mit mindestens 35 Prozent zu gewichten sind. Nationale Aufseher können aber, falls sie das für nötig halten, höhere Zuschläge festlegen.
Das taten SNB und Finma. Das Risikogewicht von Krediten, deren Darlehensbetrag den Beleihungswert der Immobilie um mehr als 66 Prozent überstieg, wurde auf 75 Prozent angehoben. Bei über 80 Prozent "Loan-to-Value-Ratio" wurden 100 Prozent Risikogewicht angenommen.
In Deutschland ist die Deutsche Bundesbank für den Einsatz derartiger makroprudenzieller Werkzeuge zuständig. Bisher findet sie den deutschen Immobilienmarkt nicht in der Breite überbewertet. Zudem steigen in Deutschland zwar in einigen Sektoren die Preise stärker, als die Bundesbank das für gerechtfertigt hält, doch spielt die Kreditvergabe dabei noch keine so große Rolle wie etwa vor der Finanzkrise in Spanien oder Irland.
Gleichwohl hat die Bundesbank in jüngster Zeit ihre Rhetorik etwas verschärft. So sprach der für die Bankenaufsicht im Bundesbankvorstand zuständige Andreas Dombret kürzlich davon, dass die Finanzinstitute sehr vorsichtig sein und ihre Immobilienkreditentscheidungen besonders gut abwägen müssten. Die Hypothekenkreditvergabe sei zuletzt so stark wie vor 13 Jahren gestiegen.
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April 26, 2016 10:57 ET (14:57 GMT)
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