
Von Madeleine Nissen und Todd Buell
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Vorstandschef der Postbank, Frank Strauß, schließt die Einführung von Negativzinsen für kleinere Sparbeträge nicht aus. Ob das tatsächlich kommen wird, sieht Strauß selbst zwar "skeptisch", doch man sollte "niemals nie sagen", wie er bei einer Konferenz sagte. Die Frage sei, "ob wir wirklich als Gesellschaft, gar nicht als Bank, (das) wollen", sagte Strauß. Die Postbank ist mit 14 Millionen Kunden einer der Platzhirsche in der deutschen Bankenlandschaft.
Denkbar sind nach Einschätzung von Strauß Negativzinsen für größere Geldbeträge von institutionellen Kunden. "Am Ende werden solche Entscheidungen aus einer Kundenverbindung heraus getroffen", sagte Strauß. Eine kleine Bank in Süddeutschland macht es den Großen bereits vor. Sie fordert bei größeren Geldsummen, die bei ihr geparkt werden, einen Strafzins. Ab dem 1. September müssen Kunden der Raiffeisenbank Gmund für Spareinlagen von mehr als 100.000 Euro eine Gebühr von 0,4 Prozent zahlen. Das entspricht dem Strafzins, den die Banken bei der Zentralbank für Übernachteinlagen zahlen müssen.
Fröhlich: Strafzins ist ein Hilferuf
Der Präsident des Bundesverbands der Volk- und Raiffeisenbanken, Uwe Fröhlich, sieht in Strafzinsen einen Hilferuf. Er rechnet jedoch nicht damit, dass dieser zur Regel wird. Dafür sei der Wettbewerb unter den Banken einfach zu groß, sagte er. Fröhlich appellierte, wie so viele andere Banker auch, an die Europäische Zentralbank, ihren Kurs zu wechseln. Es wäre falsch, diese Zinspolitik fortzuführen, sagte er.
Für die seiner Ansicht nach wenig erfolgsversprechende Zinspolitik fand Wolfgang Kirsch, Chef der DZ Bank, folgendes Bild: "Wenn man schon im Loch sitzt, sollte man nicht weiter graben." Die EZB versucht die Wirtschaft mit niedrigen Zinsen anzukurbeln, jedoch mit mäßigem Erfolg.
Der Druck auf die Privatbanken ist enorm. Die beiden Ertragssäulen Zinsen und Gebühren stehen auf wackligem Grund. Gerade angesichts der Negativzinsen sehen Aufseher wie Bafin-Präsident Felix Hufeld keine Zukunft für die Gratismodelle der Banken. "Wenn die Zinsen weiter so niedrig bleiben, und davon ist im Moment auszugehen, dann werden sich die Ergebnisse noch deutlich verschlechtern - trotz der immer noch guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen", warnte Hufeld bei der Konferenz.
Die Postbank, die von der Mutter Deutsche Bank so bald es geht verkauft werden soll, hat sich das zu Herzen genommen und steuert mit der Einführung von Kontogebühren gegen die Ertragsflaute an. Die ersten Erfahrungen damit sind gut, wie Strauß sagte. Zwar gebe es bei den Stammkunden durchaus Erklärungsbedarf, doch gerade die von anderen Häusern kommenden Kunden seien von der vergleichsweise niedrigen Gebühr in Höhe von 3,90 Euro positiv überrascht.
Kontakt zu den Autoren: Madeleine.Nissen@wsj.com, Todd.Buell@wsj.com
DJG/mln/brb
(END) Dow Jones Newswires
September 01, 2016 08:43 ET (12:43 GMT)
Copyright (c) 2016 Dow Jones & Company, Inc.