Berlin (ots) - Trotz zahlreicher Reformen in der kubanischen Landwirtschaft muss die Karibikinsel immer noch rund zwei Drittel seiner Lebensmittel importieren. "Landwirtschaft zur Eigenversorgung in Ländern wie Kuba, deren Eliten sich seit etwa 1750 auf massive Exportproduktion spezialisiert und die lokale Nahrungsmittelproduktion wenig gefördert haben, hat es schwer", sagt der renommierte Historiker Michael Zeuske der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland" (Dienstagausgabe). Der Professor von der Universität Köln sieht durchaus Potenzial: "Für die ausreichende Versorgung mit preiswerten Nahrungsmitteln müsste Privateigentum an Agrarland zugelassen werden und die Konkurrenz zwischen den Betriebsformen verstärkt werden." Nicht zuletzt, weil sich staatliche Unternehmen und Genossenschaften schnell an staatliche Vorgaben und Preise gewöhnten und dann schnell in "Dienst nach Vorschrift" fielen, führt der Kuba-Experte aus.
Der grundsätzlichen These, dass es vor der Revolution 1959 wirtschaftlich rosiger aussah, kann er wenig abgewinnen: "Das Argument übersieht, dass etwa die Hälfte der damaligen Bevölkerung Kubas, vor allem die ländliche, nicht oder nur zeitweilig an der Dynamik teilhaben konnte, von Bildung und Gesundheit ganz abgesehen. Es gibt bis heute immer noch kaum eine Gesamtbevölkerung in Lateinamerika, die Sozialsysteme auf dem Niveau wie in Kuba kennt."
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