Der ehemalige Kultusminister von Sachsen-Anhalt, Jan-Hendrik Olbertz, fordert mehr Mitsprache des Bundes bei Bildung und Wissenschaft: "Wenn sich die Länder nicht einigen, dann sollte der Bund mitreden können", so Olbertz in der Wochenzeitung "Die Zeit". Man könne im internationalen Wettbewerb nicht bestehen, "wenn unsere Universitäten von den Wechselfällen der Lokal- oder Landespolitik abhängig sind".
Olbertz, der auch Präsident der Berliner Humboldt-Universität war, plädierte auch dafür, den Gedanken einer Bundesuniversität weiterzuverfolgen. Fraglich sei aus seiner Sicht auch, ob man "wirklich 16 einzelne Wissenschaftsverwaltungen" bräuchte, "die uns viel Steuergeld kosten". Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität Frankfurt am Main, forderte ein ernsthaftes Nachdenken über das Selbstverständnis der Universitätsangehörigen. "Viele Studierende wünschen sich die Universität als Dienstleister und sehen sich selbst eher als Kunden", so Wolff.
"Doch das ist ein Missverständnis, denn am Ende zahlt ja der Steuerzahler." Deshalb sei die Universität dem Gemeinwohl verpflichtet, und die Studierenden seien Mitstreiter in der Produktion von Wissen und Bildung. Kritisch sehen Olbertz und Wolff die Praxis der Mitbestimmung an den Universitäten. "Mitunter gibt es eine spürbare Diskrepanz zwischen Gestaltungsanspruch und Verantwortungsbereitschaft", so Wolff.
Olbertz dazu: "An einer Universität entscheiden viele, aber die Verantwortung für die Konsequenzen tragen nur wenige." Wolff war als Kultusministerin von Sachsen-Anhalt die Nachfolgerin Olbertz'. Später war sie bis zu ihrer Entlassung Ministerin für Wissenschaft und Wirtschaft unter Ministerpräsident Reiner Haseloff.