Charlotte Knobloch, ehemalige Präsidentin des Zentralrates der Juden, hat die erneute Weigerung des TV-Senders Arte kritisiert, den Film "Auserwählt und ausgegrenzt. Der Hass auf Juden in Europa" auszustrahlen.
"Es wäre wichtig, dass diesen Film möglichst viele Menschen sehen. Ich appelliere an die Verantwortlichen, die Dokumentation zur besten Sendezeit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen auszustrahlen und einem breiten Publikum zugänglich zu machen", sagte Knobloch der "Heilbronner Stimme" (Mittwochsausgabe). Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern fügte hinzu: "Der Film legt den Finger in schmerzhafte Wunden. Antisemitismus wird authentisch in all seinen neuen und alten Erscheinungsformen und Ausprägungen als das abgebildet, was er ist: Eine reale Erfahrung im Alltag jüdischer Menschen und eine wachsende Bedrohung für die jüdische Zukunft auch und gerade in Europa."
Der Filmemacher Joachim Schröder erhebt ebenfalls schwere Vorwürfe gegen Arte und den WDR: Die Programmverantwortlichen hätten nie mit ihm oder der zuständigen WDR-Redakteurin darüber gesprochen, warum sie den Film nicht senden wollen, sagte Schröder der "Zeit". Man sei "kein einziges Mal direkt an uns herangetreten. Man müsste sich doch zusammensetzen, wenn ein Problem besteht", so Schröder. Nachdem Arte die Dokumentation nicht ausstrahlen wollte, hatte die "Bild" den Film online gestellt.
Auch wenn diese Vorgehensweise "befremdlich" sei, habe man keinen Einwand, dass die Öffentlichkeit sich ein eigenes Urteil über den Film bilden könne, teilte Arte am Dienstag mit. Da der Film aber "gravierend von dem verabredeten Sendungskonzept abweicht", wolle man ihn "jedoch nicht durch eine eigene Ausstrahlung nachträglich legitimieren". Die Unterstellung, der Film passe aus politischen Gründen nicht ins Programm, bezeichnete Arte als "schlichtweg absurd".