Der türkische Staat profitiert offenbar doch viel stärker vom Flüchtlings-Deal mit der EU als bisher bekannt: Wie die "Bild" (Dienstag) unter Berufung auf neue Zahlen der EU-Kommission berichtet, hat Brüssel der Regierung in Ankara bereits 222 Millionen Euro direkt überwiesen, obwohl das Geld eigentlich nur an Hilfsorganisationen gehen sollte. Danach wurden von den insgesamt zugesagten drei Milliarden Euro bisher 1,572 Milliarden Euro für Projekte in der Türkei fest zugesagt.
Davon sollen 660 Millionen Euro an Regierungsstellen der Türkei gehen: Je 300 Millionen Euro an das Gesundheits- und an das Bildungsministerium sowie 60 Millionen Euro an das Flüchtlings-Direktorat. Effektiv ausgezahlt wurden von der EU bisher 811,4 Millionen Euro, davon gingen 222 Millionen Euro an die türkische Regierung. Damit war die Regierung in Ankara laut "Bild" der zweitgrößte Nutznießer der bisher ausgezahlten EU-Finanzhilfen. Nur das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen hat mit 310 Millionen Euro bisher mehr Geld aus Brüssel erhalten.
Andere Hilfsorganisationen bekamen bisher erheblich geringere Beträge aus dem EU-Topf. So gingen zum Beispiel. 9,6 Millionen Euro an die Weltgesundheitsorganisation (WHO), 7,6 Millionen Euro an die Diakonie und zwei Millionen Euro an die Deutsche Welthungerhilfe.