Abgelehnte Asylbewerber aus Afrika oder Asien müssen in Europa nur extrem selten mit ihrer Abschiebung rechnen: Wie die "Welt" auf Grundlage von Zahlen, die der Thinktank "European Stability Initiative" (ESI) ermittelt hat, berichtet gibt es Abschiebungen in größerem Umfang lediglich in Balkanländer. Von den 25.375 im Jahr 2016 aus Deutschland Abgeschobenen wurden demnach lediglich 7.451 in Nicht-Balkan-Länder gebracht.
Abschiebungen von Nigerianern, Afghanen oder Bangladeschern scheiterten hingegen fast immer an mangelnder Kooperation der Herkunftsstaaten. Die Zahlen erfolgreicher Abschiebungen in afrikanische und asiatische Herkunftsländer seien in Italien, Frankreich, Deutschland und Schweden gleichermaßen niedrig. Diese Länder waren die Hauptzielländer der Flüchtlinge in Europa in den vergangenen Jahren. Italien brachte 2014 demnach 3.495 Asylbewerber gegen ihren Willen zurück in die Herkunftsländer.
2015 waren es nur 27.60, im vergangenen Jahr dann 3.670. Schweden steigerte seine Abschiebungen von 1.285 im Jahr 2014 auf 1.765 im vergangenen Jahr, obwohl sich in der gleichen Zeit die Anzahl der Ausreisepflichtigen dramatisch erhöhte. Das gleiche gilt für Deutschland: Von 6.105 im Jahr 2014 sank die Zahl zunächst auf 5.303 im Jahr 2015, um 2016 auf 7.451 zu klettern. Ein moderater Anstieg, obwohl die Zahl der Ausreisepflichtigen im gleichen Zeitraum um ein Drittel gestiegen war. Nicht enthalten in den von der ESI ermittelten Zahlen sind freiwillige Ausreisen.
Aber auch diese sind zumindest in Deutschland rückläufig. "EU-Länder sind überhaupt nicht in der Lage, eine große Anzahl von Leuten ohne Aufenthaltsrechte in ihre Herkunftsländer zurückzubringen", fasst der Thinktank zusammen. Für die Zukunft ist der Befund noch dramatischer. Die Asylbewerber, deren Verfahren erst jetzt entschieden werden, stammen kaum noch vom Balkan.
Und die Neuankömmlinge schon gar nicht. Sie kommen fast ausschließlich aus afrikanischen oder asiatischen Ländern, die bei Abschiebungen nicht oder nur sehr selten kooperieren.