Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Führende Wissenschaftler haben die Gruppe der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) für ihren Gipfel Ende der Woche in Hamburg aufgefordert, stärker soziale Aspekte zu berücksichtigen.
Die Staats- und Regierungschefs der G20 müssten "neben Wirtschaftswachstum und makroökonomischer Stabilität stärker soziale Bedürfnisse der Menschen sowie Umwelt- und Klimaschutz" in den Mittelpunkt ihrer Agenda rücken, verlangten die Vorsitzenden von Think 20 (T20), einer während der deutschen G20-Präsidentschaft offiziell mandatierten Gruppe von Denkfabriken aus den G20-Ländern. Zudem müsse der Gipfel ein Zeichen setzen, dass globale Probleme weiterhin multilateral koordiniert angegangen würden.
"Viele Menschen spüren, dass sich wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftlicher Fortschritt entkoppelt haben", sagte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Dennis Snower. "Darauf müssen die G20 reagieren, indem sie Menschen neben Wirtschaftswachstum auch Perspektiven für ein soziales Gedeihen eröffnen."
Elementare Bedürfnisse der Menschen seien nicht nur ökonomischer Natur, betonten Snower und der Direktor des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik, Dirk Messner. Beide leiten die Gruppe gemeinsam. Bislang bedeutete Wirtschaftswachstum auch gleichzeitig sozialen Fortschritt, erklärten sie. Doch in vielen G20-Staaten gehe das Wachstum des Gesamteinkommens einher mit wachsender Ungleichheit und stagnierenden Lebensstandards.
Die angekündigten Proteste am Rande des G20-Gipfels sahen die beiden Wissenschaftler als Ausdruck einer Unzufriedenheit mit dem Globalisierungsprozess in Industrie- und Schwellenländern. Es sei deshalb wichtig, dass Deutschland bei seinem G20-Vorsitz "Prioritäten auch jenseits der wirtschaftlichen Belange" setze und Themen wie Migration, Digitalisierung, Klimaschutz, die Entwicklung Afrikas und soziale Gerechtigkeit adressiere.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/jhe
(END) Dow Jones Newswires
July 04, 2017 07:41 ET (11:41 GMT)
Copyright (c) 2017 Dow Jones & Company, Inc.