Der zur Holtzbrinck-Gruppe gehörende Wissenschaftsverlag Springer Nature strebt einen milliardenschweren Börsengang an. Über eine Kapitalerhöhung solle ein Emissionserlös von etwa 1,2 Milliarden Euro erzielt werden, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Damit sollen die Finanzen des Verlags gestärkt und die Nettoverschuldungsquote gesenkt werden. Der Börsengang ist im Regulierten Markt (Prime Standard) der Frankfurter Wertpapierbörse geplant. Das Unternehmen soll dazu in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (AG & Co KGaA) umgewandelt werden. Einen Zeitplan nannte die Gesellschaft nicht.
Die Holtzbrinck-Gruppe, die mit 53 Prozent die Mehrheit an dem Unternehmen hält, will dabei keine Anteile abgeben und auch als langfristiger Gesellschafter engagiert bleiben. Der Finanzinvestor BC Partners, dem die restlichen 47 Prozent gehören, könnte hingegen abhängig vom Marktumfeld Aktien abgeben. Die Aktien für die Mehrzuteilungsoption stellt BC Partners zur Verfügung. Wie hoch der künftige Streubesitzanteil sein wird, ist daher noch offen.
Springer Nature ist 2015 aus dem Zusammenschluss von Springer Science+Business Media und dem Geschäft von Macmillan Science and Education (MSE) entstanden. Das Unternehmen ist eigenen Angaben zufolge der größte Verlag für englischsprachige Wissenschaftsbücher und führend bei sogenannten Open-Access-Veröffentlichungen, in denen Nutzer kostenlos auf wissenschaftliche Veröffentlichung zugreifen können. Zudem umfasst das Portfolio renommierte wissenschaftliche Zeitschriften.
Der Gruppenumsatz lag im Jahr 2017 bei 1,64 Milliarden Euro, das operative Ergebnis erreichte 374 Millionen Euro, was einer operativen Marge von 22,9 Prozent entspricht. Da das Geschäft weitgehend konjunkturunabhängig sei, "können wir ein stabiles Umsatzwachstum mit starken Margen und steigenden Cash Flows verbinden", sagte Finanzvorstand Ulrich Vest. Damit könne Springer Nature den Aktionären "attraktive und stabile Renditen bieten". Springer Nature trete mit einer "attraktiven Dividendenpolitik" an, hieß es weiter. Für das laufende Geschäftsjahr sei eine Ausschüttung von 110 Millionen Euro geplant. Danach will das Unternehmen voraussichtlich rund 50 Prozent des bereinigten Jahresgewinns an die Aktionäre zahlen.
Der künftige Aufsichtsrat des Unternehmens ist dabei prominent besetzt. Er wird aus sieben Mitgliedern bestehen und von Stefan von Holtzbrinck geführt. Von der Holtzbrinck-Gruppe ist zudem der Finanzvorstand Jens Schwanewedel dabei. BC Partners wird durch Ewald Walgenbach vertreten. Dazu kommen Simone Menne, ehemals Finanzvorstand bei Lufthansa und Boehringer Ingelheim, der Chef des Pharma- und Chemiekonzerns Merck, Stefan Oschmann, und der Chef von Heidelbergcement, Bernd Scheifele. Komplettiert wird das Gremium durch Obi Felten, Director of Moonshots bei X, einer Tochter der Google-Mutter Alphabet./nas/she/stk
AXC0111 2018-04-12/09:41