
MÜNCHEN (Dow Jones-VWD)--Aktionäre der HypoVereinsbank AG (HVB), München, haben auf der Hauptversamlung am Donnerstag in München zum Teil heftige Kritik an Vorstand und Aufsichtsrat geübt. Im Zentrum der Diskussion standen dabei der erneute Jahresverlust der Bank 2004 und der Ausfall der Dividende. Zugleich kündigten einige Aktionärsvereinigungen und Fondsgesellschaften an, Vorstand bzw Aufsichtsrat die Entlastung für das abgelaufene Jahr zu versagen oder mit Stimmenenthaltung zu votieren. Allerdings gilt die Entlastung beider Gremien aufgrund der Stimmverhältnisse als sicher.
"Wir sind enttäuscht und teilweise frustriert", sagte Carsten Heise von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Das Thema Risikovorsorge ziehe sich seit der Verschmelzung der beiden Vorgängerinstitute zur HVB durch die Bilanzen der Bank. "Wie oft ist uns versprochen worden, dass nun alle Risiken beseitigt worden sind", erklärte Heise. Zugleich warf er Vorstandssprecher Dieter Rampl vor, bisher nur eine "Risikovorsorge light" vorgenommen zu haben. Damit habe Rampl den Vertrauensvorschuss aus der Zeit seines Amtsantritts verloren gehen lassen.
Die HVB hatte für 2004 überraschend eine Sonderwertberichtigung von 2,5 Mrd EUR auf notleidende Immobilienkredite vorgenommen, die in der Folge zu einem Jahresverlust von 2,3 Mrd EUR führte. "Was für uns Aktionäre zählt, ist das, was am Ende übrig bleibt - und das war im letzten Jahr wieder einmal nichts", kritisierte Harald Petersen von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) den Dividendenausfall im dritten Jahr in Folge. Immer neue Wertberichtigungen würden die Aktionäre "nicht dauerhaft tolerieren", warnte Petersen. An den Aufsichtsrats-Vorsitzenden Albrecht Schmidt gewandt, der die Bank von 1998 bis Ende 2002 geführt hat, sagte Petersen: "Wir sind der Auffassung, dass Sie nicht der Richtige sind".
"Wir vermissen eine ausreichend gewinnorientierte Strategie für profitables Wachstum", erklärte Olgerd Eichler von der Fondsgesellschaft Union Investment. Die HVB-Aktie weise gegenüber dem DAX eine deutliche Underperformance auf. Während der DAX 2004 um 7,3% zulegte, verloren die HVB-Aktionäre 5,2% ihres Kapitals, kritisierte Eichler. Die enttäuschende Kursentwicklung müsse sich das Top-Management zurechnen lassen. Bereits ein Jahr nach der Kapitalerhöhung im Frühjahr 2004 - über die die HVB rund 3 Mrd EUR eingenommen hat - könne von einem soliden Fundament der Bank nicht die Rede sein.
Als "kontraproduktiv" bezeichnete Eichler die Besetzung des Aufsichtsratsvorsitzenden durch Albrecht Schmidt, der als früherer Vorstandssprecher für die langjährige Entwicklung der Bank verantwortlich zeichne. Schmidt stehe möglicherweise "erforderlichen Veränderungen im Wege", sagte Eichler.
Vertrauen sei in "einzigartiger Weise" zerstört worden, warf Jens Meyer von der DEKA dem Vorstand vor. Dieses Vertrauen wieder herszustellen werde schwer. Mit einer Kernkapitalquote von 6,6% zum Jahresende 2004 habe die HVB "keinerlei Spielraum für weitere Fehler", stellte Thomas Nahmer von SEB Investment fest. Die Besserungsgelöbnisse des Vorstands in den letzten Jahren seien nicht eingetreten. "Hier helfen nur noch grundlegende Maßnahmen von ganz unten bis ganz oben", sagte Nahmer.
- Von Rolf Neumann, Dow Jones Newswires,+49 (0)89 5521 4031,
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