Nach Informationen der "Financial Times Deutschland" (FTD) will die Deutsche Bank mit einer Zahlung von 147,5 Millionen US-Dollar eine Klage in einem US-Internetaktienskandal außergerichtlich beilegen. Wie die Zeitung berichtet, ergebe sich das aus einem Vergleichsantrag an das Konkursgericht im US-Bundesstaat Minnesota. Darin lehne die Deutsche Bank ein Schuldeingeständnis jedoch ab. Laut FTD wird der Richter am 18. Januar eine Anhörung zu dem Antrag abhalten.
Insgesamt betrugen die Schadensersatzforderungen in dem Fall 270 Millionen US-Dollar, so die Zeitung weiter. Welche weiteren Forderungen der Konzern in dem Zusammenhang bereits befriedigt hat oder befriedigen wird, sei nicht bekannt. Die Deutsche Bank habe eine Stellungnahme abgelehnt.
Sollte der Richter dem Vergleich zustimmen, fände eine der verworrensten und langwierigsten Klagen wegen Aktienbetrugs aus der Zeit des Internetbooms ein Ende. Die Vorgänge hatten Ende 2001 zum Kollaps von MJK Clearing geführt, einem Finanzinstitut in Minneapolis, das sich auf die Abwicklung von Wertpapiergeschäften spezialisiert hatte. Der Insolvenzverwalter von MJK Clearing, James Stephenson, zog daraufhin 2002 vor Gericht. Er erhob schwere Vorwürfe gegen den Leiter der Wertpapierleiheabteilung der Deutschen Bank im kanadischen Toronto.
Der Banker habe gemeinsam mit zwei Mitverschwörern dem saudischen Waffenhändler Adnan Khashoggi bei einem komplexen Betrugssystem mit Aktien eines Internetunternehmens namens Genesis Intermedia geholfen. Die Vorgesetzten bei der Deutschen Bank seien informiert gewesen, hätten aber nichts dagegen unternommen, hieß es.
Bei ihren Machenschaften hätten die Beteiligten nicht nur die Kurse der Internetwerbefirma, hinter der sich letztlich Khashoggi verbarg, manipuliert, sondern auch Schwächen des Leerverkäufersystems ausgenutzt, so die FTD. Häuser wie MJK Clearing übernehmen dabei die Abwicklung. Sie selbst leihen sich die Aktien und hinterlegen Sicherheiten. Als nach den Terroranschlägen vom 11. September die Aktien von Genesis Intermedia ihren Wert verloren und die beteiligten Brokerhäuser ihre Sicherheiten einforderten, gab es eine Kettenreaktion. MJK Clearing sah sich plötzlich mit Millionenausfällen konfrontiert und musste Insolvenz anmelden.