Dies ist eine Analyse der FXdirekt Bank AG. Für den Inhalt ist die FXdirekt Bank AG verantwortlich.
Im Nahen Osten schwelt ein neuer Brandherd: der Iran. Allerdings ist es nicht nur der Atomstreit, sondern auch eine Art Duplizität der Ereignisse, die sich im Hinblick auf den dritten Golfkrieg im Irak ergeben könnten. Gemeint ist die Aufrechterhaltung der Vormachtstellung des US-Dollar. Zuerst jedoch zum aktuellen Geschehen: Bei einem Scheitern der Verhandlungen über das iranische Nuklearprogramm hat Teherans Atomverantwortlicher Ali Laridschani ebenso wie der Regierungschef mit einer Wiederaufnahme der Uran-Anreicherung in industriellem Ausmaß gedroht. Wenn die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) den Streit vor den UN-Sicherheitsrat trage, werde sich der Iran "gezwungen" sehen, alle Beschränkungen des Atomprogramms aufzuheben, sagte Laridschani.
Das weitere Vorgehen werde davon abhängen, wie der Iran "behandelt" werde, fuhr er fort. "Wenn der Weg der Verhandlungen offen steht, ziehen wir es vor, durch Gespräche zu einem Abschluss zu kommen." Laridschani betonte, dass zwischen Großbritannien, Frankreich und Deutschland einerseits sowie Russland und China andererseits Meinungsunterschiede bestünden. Russland als Technologie-Lieferant hat vorgeschlagen, die Uran-Anreicherung in einem Joint Venture mit dem Iran zu betreiben.
Derweil dementierte die iranische Regierung ausdrücklich Berichte, nach denen Teheran aus Sorge vor möglichen Sanktionen gegen sein Land bereits Milliarden US-Dollar von West-Banken abgezogen und nach Asien verlagert habe. Zuvor hatte die iranische Zentralbank mitgeteilt, dass bereits Gelder transferiert worden seien. Als mögliche Option, um den Iran zum Einlenken im Atomstreit zu bewegen, war auch das Einfrieren iranischer Vermögen genannt worden.
VERSCHÄRFUNG IM ATOMSTREIT ZIEHT SPEKULANTEN AN
Der Ölpreis ist derzeit eng mit den Entwicklungen im Iran verquickt. Spitzt sich der Konflikt zu, dürfte das aufgrund des strengen Winters in Europa ohnehin teure schwarze Gold in Richtung des Allzeithochs bei 70,85 USD je Barrel (159 Liter) Light Crude vom 30. August 2005 klettern. Kurzfristig orientierte Spekulanten könnten bei einem Bruch dieser Marke die Aufwärtsbewegung nochmals verschärfen und den Ölpreis auf 80 USD treiben. Dies sollte den US-Dollar empfindlich treffen - aus technischer Sicht könnte EUR/USD bei einem Halten der 1,20er-Marke einen neuen mittelfristigen Aufwärtstrend ausbilden.
Die Notierungen für Gold streben seit Jahresbeginn zudem stetig gen Norden auf zuletzt über 570 USD je Feinunze. Die Angst vor einem Militärschlag der USA gegen den Iran ist derzeit zwar nur latent vorhanden, dürfte allerdings bei einer härteren verbalen Gangart schnell größer werden. Dies sollte mehr Anleger in den "sicheren Hafen" Gold fliehen lassen und den US-Dollar wegen der inversen Beziehung schwächen - auch, da die Frage im Raum steht, ob sich die Bush-Regierung einen weiteren Krieg sowohl politisch als auch finanziell leisten kann.
Die nächste Stufe der Verschärfung im Atomstreit droht am 2. Februar, wenn die IAEA-Mitglieder über eine Resolution gegen den Iran beraten. Auch der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen könnte sich bald mit dem Konflikt befassen. Der Iran rasselte daher zuletzt auch kräftig mit dem Säbel. So drohte der iranische Wirtschaftsminister, Davoud Danesh-Jafari, den Ölpreis auf nie geahnte Höhen schnellen zu lassen. Die Macht dazu hätte Teheran wohl, da das Land über und 10% der weltweiten Ölvorräte verfügt. Täglich liefert der Iran mehr als 600 Millionen Liter nach Europa und in die USA. Eine Verknappung der Ausfuhren würde jedoch auch das Land treffen und ist daher unwahrscheinlich.
ÖLBÖRSE ALS "ULTIMATIVE WAFFE"
Dennoch bildet die geopolitische Lage in Verbindung mit dem Öl- und Goldpreis eine explosive Mixtur für den US-Dollar. Hinzu kommt die Bedrohung durch die Ölbörse. Vor allem Langfriststrategen im Pentagon beschäftigen sich mit der Verteidigung des Greenback und damit des Wohlstands der USA. Iranischen Plänen zufolge soll noch im März 2006 eine eigene Ölbörse ins Leben gerufen werden. Deren negative Auswirkungen für die Weltleitwährung US-Dollar werden mancherorts noch viel schlimmer eingeschätzt als durch einen (nuklearen) Krieg. Ähnlich wie im Irak ab dem Jahr 2000 sollen die Ölgeschäfte in Euro abgewickelt werden: Übrigens, zwei Monate nachdem die USA im Irak einmarschiert sind, wurde das von Saddam Hussein initiierte "Öl für Lebensmittel"-Programm wieder abgeschafft und der Euro durch den US-Dollar als einzige Abrechnungswährung im Ölexport ersetzt.
Stellt der Iran tatsächlich auf den Euro um und ermöglicht auch anderen Ländern an der Ölbörse ihren Bedarf an dem schwarzen Gold zu decken (die Pendants sind die New Yorker NYMEX und die Londoner IPE), könnte der Greenback unter massiven Druck geraten. Die Europäer müssten keine USD-Reserven mehr vorhalten, sondern würden mit dem Euro direkt bezahlen. Die Chinesen und Japaner könnten über die Ölbörse ihre enormen USD-Reserven besser diversifizieren und sich damit gegen dessen Abwertung schützen. Die Russen haben ein inhärentes wirtschaftliches Interesse an einer stärkeren Stellung des Euro. Denn der Großteil der Öl- und Gasexporte geht nach Europa. Die Araber, Saudi-Arabien und der Irak einmal ausgenommen, könnten eventuell auch nationalistische Bestrebungen entwickeln, die USA über EUR/USD-Käufe für ihre Hegemonialpolitik abzumahnen.
Christian Pohl FXresearch Tel.: +49 (0) 2151-6500 50 FXdirekt Bank AG www.fxdirekt.de
Im Nahen Osten schwelt ein neuer Brandherd: der Iran. Allerdings ist es nicht nur der Atomstreit, sondern auch eine Art Duplizität der Ereignisse, die sich im Hinblick auf den dritten Golfkrieg im Irak ergeben könnten. Gemeint ist die Aufrechterhaltung der Vormachtstellung des US-Dollar. Zuerst jedoch zum aktuellen Geschehen: Bei einem Scheitern der Verhandlungen über das iranische Nuklearprogramm hat Teherans Atomverantwortlicher Ali Laridschani ebenso wie der Regierungschef mit einer Wiederaufnahme der Uran-Anreicherung in industriellem Ausmaß gedroht. Wenn die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) den Streit vor den UN-Sicherheitsrat trage, werde sich der Iran "gezwungen" sehen, alle Beschränkungen des Atomprogramms aufzuheben, sagte Laridschani.
Das weitere Vorgehen werde davon abhängen, wie der Iran "behandelt" werde, fuhr er fort. "Wenn der Weg der Verhandlungen offen steht, ziehen wir es vor, durch Gespräche zu einem Abschluss zu kommen." Laridschani betonte, dass zwischen Großbritannien, Frankreich und Deutschland einerseits sowie Russland und China andererseits Meinungsunterschiede bestünden. Russland als Technologie-Lieferant hat vorgeschlagen, die Uran-Anreicherung in einem Joint Venture mit dem Iran zu betreiben.
Derweil dementierte die iranische Regierung ausdrücklich Berichte, nach denen Teheran aus Sorge vor möglichen Sanktionen gegen sein Land bereits Milliarden US-Dollar von West-Banken abgezogen und nach Asien verlagert habe. Zuvor hatte die iranische Zentralbank mitgeteilt, dass bereits Gelder transferiert worden seien. Als mögliche Option, um den Iran zum Einlenken im Atomstreit zu bewegen, war auch das Einfrieren iranischer Vermögen genannt worden.
VERSCHÄRFUNG IM ATOMSTREIT ZIEHT SPEKULANTEN AN
Der Ölpreis ist derzeit eng mit den Entwicklungen im Iran verquickt. Spitzt sich der Konflikt zu, dürfte das aufgrund des strengen Winters in Europa ohnehin teure schwarze Gold in Richtung des Allzeithochs bei 70,85 USD je Barrel (159 Liter) Light Crude vom 30. August 2005 klettern. Kurzfristig orientierte Spekulanten könnten bei einem Bruch dieser Marke die Aufwärtsbewegung nochmals verschärfen und den Ölpreis auf 80 USD treiben. Dies sollte den US-Dollar empfindlich treffen - aus technischer Sicht könnte EUR/USD bei einem Halten der 1,20er-Marke einen neuen mittelfristigen Aufwärtstrend ausbilden.
Die Notierungen für Gold streben seit Jahresbeginn zudem stetig gen Norden auf zuletzt über 570 USD je Feinunze. Die Angst vor einem Militärschlag der USA gegen den Iran ist derzeit zwar nur latent vorhanden, dürfte allerdings bei einer härteren verbalen Gangart schnell größer werden. Dies sollte mehr Anleger in den "sicheren Hafen" Gold fliehen lassen und den US-Dollar wegen der inversen Beziehung schwächen - auch, da die Frage im Raum steht, ob sich die Bush-Regierung einen weiteren Krieg sowohl politisch als auch finanziell leisten kann.
Die nächste Stufe der Verschärfung im Atomstreit droht am 2. Februar, wenn die IAEA-Mitglieder über eine Resolution gegen den Iran beraten. Auch der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen könnte sich bald mit dem Konflikt befassen. Der Iran rasselte daher zuletzt auch kräftig mit dem Säbel. So drohte der iranische Wirtschaftsminister, Davoud Danesh-Jafari, den Ölpreis auf nie geahnte Höhen schnellen zu lassen. Die Macht dazu hätte Teheran wohl, da das Land über und 10% der weltweiten Ölvorräte verfügt. Täglich liefert der Iran mehr als 600 Millionen Liter nach Europa und in die USA. Eine Verknappung der Ausfuhren würde jedoch auch das Land treffen und ist daher unwahrscheinlich.
ÖLBÖRSE ALS "ULTIMATIVE WAFFE"
Dennoch bildet die geopolitische Lage in Verbindung mit dem Öl- und Goldpreis eine explosive Mixtur für den US-Dollar. Hinzu kommt die Bedrohung durch die Ölbörse. Vor allem Langfriststrategen im Pentagon beschäftigen sich mit der Verteidigung des Greenback und damit des Wohlstands der USA. Iranischen Plänen zufolge soll noch im März 2006 eine eigene Ölbörse ins Leben gerufen werden. Deren negative Auswirkungen für die Weltleitwährung US-Dollar werden mancherorts noch viel schlimmer eingeschätzt als durch einen (nuklearen) Krieg. Ähnlich wie im Irak ab dem Jahr 2000 sollen die Ölgeschäfte in Euro abgewickelt werden: Übrigens, zwei Monate nachdem die USA im Irak einmarschiert sind, wurde das von Saddam Hussein initiierte "Öl für Lebensmittel"-Programm wieder abgeschafft und der Euro durch den US-Dollar als einzige Abrechnungswährung im Ölexport ersetzt.
Stellt der Iran tatsächlich auf den Euro um und ermöglicht auch anderen Ländern an der Ölbörse ihren Bedarf an dem schwarzen Gold zu decken (die Pendants sind die New Yorker NYMEX und die Londoner IPE), könnte der Greenback unter massiven Druck geraten. Die Europäer müssten keine USD-Reserven mehr vorhalten, sondern würden mit dem Euro direkt bezahlen. Die Chinesen und Japaner könnten über die Ölbörse ihre enormen USD-Reserven besser diversifizieren und sich damit gegen dessen Abwertung schützen. Die Russen haben ein inhärentes wirtschaftliches Interesse an einer stärkeren Stellung des Euro. Denn der Großteil der Öl- und Gasexporte geht nach Europa. Die Araber, Saudi-Arabien und der Irak einmal ausgenommen, könnten eventuell auch nationalistische Bestrebungen entwickeln, die USA über EUR/USD-Käufe für ihre Hegemonialpolitik abzumahnen.
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© 2006 Dow Jones News