FRANKFURT/TÜBINGEN (Dow Jones)--Bundesbankpräsident Axel Weber hat sich gegen Überlegungen ausgesprochen, die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) an Kerninflationsraten auszurichten. Bei einem Vortrag an der Universität Tübingen verwies Weber am Dienstag darauf, dass Kerninflationsraten "nicht die Eigenschaften systematisch vorlaufender Indikatoren haben, sondern nicht selten der Headline-Rate nachlaufen". Dies sei gerade vor dem aktuellen Hintergrund stark steigender Energiepreise von Bedeutung.
Diesbezüglich erklärte Weber, der auch Mitglied im Rat der EZB ist, dass man nicht davon ausgehen könne, "dass der dadurch erzeugte aktuelle Unterschied zwischen Kerninflation und allgemeiner Inflation durch ein Absinken der Headline-Rate auf das heutige Niveau der Kernrate korrigiert wird". Vielmehr werde sich ein permanenter Energiepreisanstieg "graduell über die unterschiedlichsten Kanäle" fortpflanzen, sagte der Bundesbankpräsident.
Unberücksichtigt blieben vor allem die möglichen indirekten oder Zweitrundeneffekte - "ein höherer Preisanstieg bei energiefernen Komponenten des Preisindex". Deshalb sei auch im aktuellen Umfeld für die nähere Zukunft über die indirekten Effekte eine Zunahme der Kerninflation zu erwarten, gab Weber zu bedenken.
Die EZB richtet ihre Geldpolitik am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) aus und strebt dabei eine Inflationsrate von "unter, aber nahe 2%" an. In den vergangenen Monaten wurde dieses Ziel ständig verfehlt, im Februar belief sich der Euroraum-Preisauftrieb nach ersten Schätzungen auf 2,3%. Auf der anderen Seite liegen die verschiedenen Kernteuerungsraten deutlich niedriger, für den HVPI ohne Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel dürfte die Jahresrate im Februar weniger als 1,5% betragen haben. Nicht zuletzt wegen der unerwünscht hohen "Headline"-Inflation hat die EZB seit Dezember 2005 ihre Leitzinsen um 50 Basispunkte erhöht.
Forderungen nach einer geldpolitischen Ausrichtung an der Kerninflation sind vor allem durch das Argument motiviert, dass die ausgenommenen Produktgruppen stark von Schocks beeinflusst würden, die nur kurzfristig auf die Inflationsrate wirkten. So wird auch immer wieder darauf verwiesen, dass die US-Notenbank in den vergangenen Jahren vor allem auf die Entwicklung des Kernpreisindex für die Konsumausgaben geachtet hat.
-Von Peter Trautmann, Dow Jones Newswires, +49 (0) 69 / 29725-313,
peter.trautmann@dowjones.com
DJG/ptt/hab -0-
Diesbezüglich erklärte Weber, der auch Mitglied im Rat der EZB ist, dass man nicht davon ausgehen könne, "dass der dadurch erzeugte aktuelle Unterschied zwischen Kerninflation und allgemeiner Inflation durch ein Absinken der Headline-Rate auf das heutige Niveau der Kernrate korrigiert wird". Vielmehr werde sich ein permanenter Energiepreisanstieg "graduell über die unterschiedlichsten Kanäle" fortpflanzen, sagte der Bundesbankpräsident.
Unberücksichtigt blieben vor allem die möglichen indirekten oder Zweitrundeneffekte - "ein höherer Preisanstieg bei energiefernen Komponenten des Preisindex". Deshalb sei auch im aktuellen Umfeld für die nähere Zukunft über die indirekten Effekte eine Zunahme der Kerninflation zu erwarten, gab Weber zu bedenken.
Die EZB richtet ihre Geldpolitik am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) aus und strebt dabei eine Inflationsrate von "unter, aber nahe 2%" an. In den vergangenen Monaten wurde dieses Ziel ständig verfehlt, im Februar belief sich der Euroraum-Preisauftrieb nach ersten Schätzungen auf 2,3%. Auf der anderen Seite liegen die verschiedenen Kernteuerungsraten deutlich niedriger, für den HVPI ohne Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel dürfte die Jahresrate im Februar weniger als 1,5% betragen haben. Nicht zuletzt wegen der unerwünscht hohen "Headline"-Inflation hat die EZB seit Dezember 2005 ihre Leitzinsen um 50 Basispunkte erhöht.
Forderungen nach einer geldpolitischen Ausrichtung an der Kerninflation sind vor allem durch das Argument motiviert, dass die ausgenommenen Produktgruppen stark von Schocks beeinflusst würden, die nur kurzfristig auf die Inflationsrate wirkten. So wird auch immer wieder darauf verwiesen, dass die US-Notenbank in den vergangenen Jahren vor allem auf die Entwicklung des Kernpreisindex für die Konsumausgaben geachtet hat.
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