
Knapp drei Wochen vor Beginn der
Fußball-Weltmeisterschaft dürften viele Fans bereits erwartungsvoll
auf gepackten Koffern sitzen - um per Flugzeug ins Gastgeberland
Deutschland zu reisen. Allein mit rund 450.000 zusätzlichen
Passagieren und 570 Sondermaschinen dank "König Fußball" rechnet
Fraport
"Die WM wird eine Sonderkonjunktur für Airlines", sagt Nils Machemehl, Analyst bei M.M.Warburg. "Die Auslastung der Flugzeuge kann gesteigert werden, vielleicht können sogar die Preise etwas erhöht werden." Auf das Geschäft und auch die Ergebnisse des zweiten Quartals dürfte die WM einen "merkbaren positiven Einfluss" haben, meint auch Robert Heberger von Merck Finck. Und Per-Ola Hellgren, Analyst bei der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP), erklärt: "In der höheren Kapazitätsauslastung steckt das Ertragspotenzial: Auf jedem Flug sitzen mehr Passagiere, die zahlen."
Nach LRP-Schätzungen beläuft sich die Zahl der per Flugzeug
anreisenden WM-Besucher auf mindestens 200.000. Als
WM-Hauptprofiteur neben Fraport gilt die Lufthansa
EXTRAFLÜGE BEI RYANAIR
Ryanair hat für die WM-Zeit 14 Extra-Flüge von und nach
Deutschland aufgelegt. Eine starke Nachfrage gebe es etwa für die
Spiele Italien - Tschechische Republik oder England - Paraguay sowie
zum Finale am 9. Juli in Berlin, sagt eine Sprecherin. "Wir sind
sehr zufrieden mit unserer Auslastung für den Juni." Bei Bedarf
sollen kurzfristig weitere Sonderflüge starten. Die europäische
Nummer Zwei im Low-Cost-Geschäft, easyJet
Auch die deutschen Billigflieger verzeichnen eine stärkere
Nachfrage. Beim Lufthansa-Ableger Germanwings sind die Routen nach
Großbritannien und auf die spanischen Urlaubsinseln besonders
gefragt. "Offenbar wollen sich viele Deutsche die Spiele im Urlaub
ansehen", meint ein Sprecher. Die vorhandenen Kapazitäten seien
teils umorganisiert worden, um größere Maschinen einsetzen zu
können. "Es ist gut gebucht, aber ist sind noch Plätze verfügbar."
Flüge ins britische Manchester und nach Italien sind bei der
TUI-Tochter
'DAS EREIGNIS DES LEBENS'
Auch bei der im Spanien-Verkehr starken Air Berlin
Nach Einschätzung von Analyst Hellgren werden die meisten Fans aus dem Ausland versuchen, einen Billigflug zu ergattern. Gerade bei der Fußball-WM dürfte der Preis entscheidend sein, und da sei Ryanair mit dem größten Angebot unter den Low-Cost-Gesellschaften am besten aufgestellt. "Und dann gibt es natürlich Fans, für die ist die WM das Ereignis ihres Lebens." Diese würden wohl eher auf die Angebote der etablierten Airlines zurückgreifen - genau wie Fans, die Wert auf Flexibilität und mehr Komfort legten.
LUFTHANSA SETZT GRÖSSERE MASCHINEN EIN
Gut 150.000 zusätzliche Buchungen zählt derzeit die Lufthansa - vor allem aus traditionell fußballbegeisterten Ländern wie Brasilien, Argentinien oder Großbritannien, wie eine Sprecherin erklärt. Um die größere Nachfrage auch auf innerdeutschen Strecken zu bedienen, plant die Airline mit größeren Flugzeugen. Überdurchschnittlich gut gebucht seien die Routen zu den Halbfinalspielen in München und Dortmund sowie zum Finale. "Wir prüfen den Einsatz zum Beispiel einer B 747 zwischen Berlin und Frankfurt." Auf gut 300 Sonderflügen bringt die Lufthansa zudem nahezu alle der 32 Fußball-Teams zu den Spielorten.
KEIN NACHHALTIGER EFFEKT
Einig sind sich die Branchenbeobachter allerdings darin, dass die Fußball-WM zumindest bei Deutschlands Airlines trotz des Aufwindes im zweiten Quartal keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen wird. "Der Effekt im Juni ist relativ groß, aber auf längere Sicht gesehen, ist die WM nur ein Ereignis unter vielen", meint Analyst Hellgren. Bei mehr als 50 Millionen Passagieren jährlich seien 150.000 Extrakunden für die Lufthansa so viel nicht, sagt sein M.M.Warburg-Kollege Machemehl. "Ein Sondereffekt, den ich nicht überbewerten würde", erklärt Analyst Heberger.
Auch Flughafenbetreiber Fraport bleibt gelassen. 150.000 bis 180.000 Passagiere habe der Frankfurter Airport im Schnitt an einem Ferientag, erläutert ein Sprecher. "Die 450.000 zusätzlichen WM-Fluggäste verteilen sich über einen Monat und werden weitgehend an dem eigenen World Cup-Terminal abgefertigt. Das werden wir am Flughafen gar nicht so richtig merken."/ari/rw/zb --- Von Alexandra Ringleb, dpa-AFX ---
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