
Im Kampf um die Arbeitsplätze
beim Versicherungskonzern Allianz
Ein erstes Treffen mit den Unternehmensberatern sei für Freitag geplant. Ein Allianz-Sprecher erklärte dazu, man werde sich das geplante Gegengutachten ansehen und es prüfen.
GEGENKONZEPTE GEPLANT
Steinhardt forderte, möglichst ganz auf Standortschließungen zu verzichten und den Stellenabbau so sozialverträglich wie möglich zu gestalten. Nähere Informationen zu möglichen Alternativen zum Abbau von 7.500 Stellen im Konzern wollte der Betriebsrat zunächst nicht geben.
Erst müsse der Allianz-Vorstand die Arbeitnehmervertretung über die Details der geplanten Maßnahmen informieren, forderte Steinhardt. "Erst dann wird es uns möglich sein, Gegenkonzepte zu entwickeln." Bei einem Gespräch mit Vorstandsmitgliedern am Dienstag in Frankfurt sei der Betriebsrat nur mit "rudimentären Informationen" versorgt worden.
"DIE ZAHLEN SPIEGELN NUR DIE HALBE WAHRHEIT WIDER"
Deutschlands größter Versicherer hatte vor kurzem angekündigt, bei einem Konzernumbau im deutschen Versicherungsgeschäft rund 5.000 Vollzeitstellen und bei der Tochter Dresdner Bank noch einmal weitere knapp 2.500 Stellen streichen zu wollen.
"Die Zahlen spiegeln nur die halbe Wahrheit wider", sagte Steinhardt. Seinen Angaben zufolge sind im Versicherungsgeschäft der Allianz etwa 20 Prozent der Arbeitsplätze Teilzeitstellen, von dem geplanten Abbau der 5.000 Vollzeitstellen seien deshalb rund 6.000 Mitarbeiter betroffen.
Zudem seien zahlreiche Mitarbeiter von der geplanten Zentralisierung und Verlagerung von Aufgaben innerhalb des Konzerns betroffen. "Der Vorstand erwartet von unseren Kollegen, quer durch die Republik ihrer Arbeit hinterher zu reisen", sagte Steinhardt. Insgesamt liege die Zahl der von den Umstrukturierungsplänen betroffenen Mitarbeiter damit im fünfstelligen Bereich.
BETRIEBSRAT WARNT VOR GROSSEM IMAGESCHADEN
Der Betriebsrat warnte vor einem großen Imageschaden für das Unternehmen und einem Qualitätsabfall bei der Kundenbetreuung. Etwa 4.000 der 5.000 Stellen, die nach den Plänen des Vorstandes im Versicherungsgeschäft gestrichen werden sollen, seien im operativen Geschäft angesiedelt. Die Argumentation des Vorstandes, durch Einsparungen würden Arbeitsplätze gesichert, sei falsch. "Die Allianz ist ein grundsolides Unternehmen und sie hat die Zeit, notwendige Umstrukturierungen sozialverträglich durchzuführen", teilte der Betriebsrat mit.
"Übereinstimmung mit dem Vorstand besteht lediglich in der Feststellung, dass es Veränderungen geben muss, um die Abwanderung von Kunden zu stoppen." Die Allianz müsse sich bewegen, habe aber eine soziale Verantwortung, meinte Steinhardt. Ein Konzern, der weltweit im vergangenen Jahr 4,4 Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftet habe und auch in Deutschland profitabel arbeite, dürfe nicht tausenden von Menschen ihre wirtschaftliche Grundlage entziehen und sie damit in ihrer Existenz bedrohen.
Die Beratungen über die Pläne zum Stellenabbau und zu Standortschließungen sollen in den so genannten Wirtschaftsausschüssen nach Angaben des Betriebsrates bereits am Freitag beginnen./rb/cs/DP/sbi
ISIN DE0008404005
AXC0132 2006-07-05/17:09