
Der Allianz-Konzernbetriebsrat hat die Pläne des Unternehmens für einen drastischen Stellenabbau und Standortschließungen erneut verurteilt. Mit den Plänen, insgesamt rund 7.500 Stellen abzubauen bei gleichzeitigen Milliarden-Gewinnen zeige die Konzernleitung "weder die erforderliche gesellschaftspolitische Verantwortung noch soziales Gewissen", erklärte der Konzernbetriebsrat in einer am Freitag veröffentlichten Resolution. Der Chef der Allianz Deutschland AG, Gerhard Rupprecht, hatte den tief greifenden Konzernumbau am Vortag bei einer Analysten- Konferenz erneut verteidigt. Die Gewerkschaft ver.di rief die Beschäftigten unterdessen für kommenden Montag (17. Juli) zu weiteren Protestaktionen auf.
Rupprecht hatte erklärt, der tief greifende Konzernumbau sei notwendig, um Kundenverlusten entgegenzusteuern. Die Allianz will damit ihre Strukturen und Prozesse deutlich vereinfachen. Die bisher weitgehend selbstständig agierenden Bereiche Sach-, Lebens- und Krankenversicherung wurden dafür unter anderem unter dem Dach der Deutschland Holding gebündelt. Große Wachstumspotenziale sieht Rupprecht beispielsweise im so genannten Cross-Selling. So sei nur gut ein Zehntel der knapp 20 Millionen privaten Versicherungskunden der Allianz auch Kunde bei der Tochter Dresdner Bank, hatte Rupprecht unter anderem erklärt. Diese Potenziale gelte es, zu erschließen.
Der Konzernbetriebsrat warf dem Unternehmen eine "beispiellose Kahlschlagpolitik" vor, mit dem sich das Unternehmen aus der Fläche verabschiede und vom Kunden entferne. "Auf diese Weise wird die Allianz keine neuen Kunden gewinnen, sondern weitere verlieren: Dies beeinträchtigt den Vertrieb erheblich und gefährdet weitere Arbeitsplätze", erklärten die Beschäftigtenvertreter. Zugleich verlangten sie in den anstehenden Verhandlungen "erhebliche Veränderungen an den vorliegenden Planungen und im Ergebnis einen wirklichen Ausgleich der Interessen".
In der vergangenen Woche waren Beratungen in den Wirtschaftsausschüssen zwischen Unternehmens- und Beschäftigtenvertretern über den Konzernumbau angelaufen. Derzeit sei man noch in der "Informationsphase", sagte der Konzernbetriebsratsvorsitzende Norbert Blix der dpa. Zudem habe man wie geplant zwei Unternehmensberatungen eingeschaltet, die das von der Allianz angestrebte neue Betriebsmodell derzeit sichteten. Sie sollen Alternativen zu Stellenabbau und Standortschließungen ausloten.
Nach Angaben von ver.di wollen am Montag die Beschäftigten des am härtesten betroffenen Standortes Köln sowie in Stuttgart gegen die Pläne des Konzerns protestieren. Weitere Aktionen sollten folgen. Bereits Ende Juni waren bundesweit tausende Beschäftigte gegen die Auswirkungen des tief greifenden Umbaus auf die Straße gegangen. Hintergrund sei wie schon bei vorangegangenen Aktionen die Weigerung der Unternehmens, mit ver.di in Tarifverhandlungen für einen Sozialtarifvertrag einzutreten, hieß es.
Eine Unternehmenssprecherin zeigte grundsätzlich Verständnis für die Sorgen der Mitarbeiter. Die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern sollten "fair und offen" geführt werden, erklärte sie und räumte zugleich ein, dass es sich um eine schwierige Situation für die Beschäftigten handele./cs/DP/zb
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AXC0132 2006-07-14/17:42