
Der Flugzeughersteller Airbus
Laut "Bild"-Zeitung sollen die niedersächsischen Werke in Nordenham (2.200 Mitarbeiter), Stade (1.600 Mitarbeiter), Varel (1.300 Mitarbeiter) und Buxtehude (400 Mitarbeiter) sowie Laupheim in Baden- Württemberg (1.100 Mitarbeiter) an Investoren verkauft und dann kostengünstiger als Zulieferer für Airbus weiterbetrieben werden. Die Beschäftigten sollten ihre Arbeitsplätze behalten, aber zu schlechteren Tarifbedingungen arbeiten.
Ein möglicher Auslöser für die Spekulationen könnte eine Studie von Goldman Sachs sein, in der die Investmentbank Ende September dafür plädierte, dass Airbus die vertikale Integration verringere und sich auf strategisch bedeutsame Fertigungen konzentriere. Goldman Sachs hatte Nantes und Meultes in Frankreich sowie Stade, Buxtehude, Varel und Nordenham in Deutschland und Ilescas in Spanien als nicht zum Kerngeschäft gehörende Einheiten eingestuft. Die Studie wurde von Goldman Sachs nicht im Auftrag von Airbus, sondern nur für den Finanzmarkt erstellt.
'BRUTALE NEUORIENTIERUNG'
Mit der Krise bei Airbus, die durch die Probleme mit dem Riesenjet A380 ausgelöst wurde, will sich am Donnerstag auch der 7. deutsch- französische Ministerrat in Paris befassen. Die Regierung wird sich nach den Worten von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) mit aller Kraft für die deutschen Airbus-Standorte einsetzen. Bei der Sanierung des angeschlagenen Flugzeugbauers "werden wir darauf achten, dass mögliche Lasten (zwischen Deutschland und Frankreich) fair verteilt werden", erklärte Glos. Die Unternehmensführung müsse jetzt zügig entscheiden und die Mitarbeiter dabei angemessen beteiligen, sagte Glos. Der französische Industrieminister François Loos versicherte im Rundfunk, es werde bei Airbus keine "brutale Neuorientierung" in der Produktionsaufteilung zwischen Frankreich und Deutschland geben.
Regierungssprecher Ulrich Wilhelm sagte in Berlin, die zuständigen Ministerien werden sich vor den Beratungen mit der französischen Regierung im Bundeskanzleramt auf eine gemeinsame Linie verständigen. Derzeit stünden für die Politik keine Entscheidungen an.
Der neue Airbus-Chef Louis Gallois kommt am Donnerstag in das Airbus-Werk in Hamburg. "Es ist kein Krisengespräch, sondern ein Antrittsbesuch", betonte Puttfarcken. Dann ist auch ein erstes Gespräch von Unternehmensführung und Arbeitnehmervertretern geplant, bei dem Möglichkeiten zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung bei Airbus Deutschland diskutiert werden sollen. "Wir werden beraten, wie wir möglichst klug dem Auslastungsloch bei A380 begegnen", sagte Puttfarcken.
Mit dem noch von dem am Montag zurückgetretenen Airbus-Chef Christian Streiff entworfenen rigorosen Sanierungsplan "Power8", an dem nicht gerüttelt werden soll, sollen ab 2010 die Kosten nachhaltig um mindestens zwei Milliarden Euro gesenkt werden. Der Riesenairbus A380 kommt deutlich später als geplant und wird die EADS mindestens fünf Milliarden Euro zusätzlich kosten. Nach Angaben von Airbus soll im nächsten Jahr ein A380 ausgeliefert werden, 13 Flugzeuge im Jahr 2008 und 25 im Jahr 2009. Ursprünglich sollte die erste A380 Ende 2006 an den Startkunden Singapore Airlines gehen.
Der Sanierungsplan wird dem europäischen Flugzeugbauer nach den
Worten des französischen Wirtschaftsministers Thierry Breton seine
Position vor Boeing
Unterdessen hat Singapore Airlines dem Airbus-Konkurrenten Boeing einen Festauftrag für 20 Verkehrsflugzeuge vom Typ 787-9 Dreamliner und eine Optionen für 20 weitere dieser Maschinen erteilt. Dies gab Boeing am Mittwoch bekannt. Die asiatische Fluggesellschaft hatte bereits im Juni eine Absichtserklärung zum Kauf der Flugzeuge unterzeichnet, die - zu Listenpreisen - zusammen rund 4,5 Milliarden Dollar (3,6 Mrd Euro) kosten./ra/DP/mw
ISIN NL0000235190 US0970231058
AXC0156 2006-10-11/17:45