Die Weltwirtschaft wächst auch 2007 trotz einer leichten Abschwächung weiter robust, wobei sich Deutschland nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) aber mit einem der hinteren Plätze begnügen muss. Weltweit sei mit einem Plus von 4,9 Prozent zu rechnen, nach 5,4 Prozent 2006, heißt es in dem am Mittwoch in Washington vorgelegten Weltwirtschaftausblick (WEO). Während auch die USA in diesem Jahr nur noch 2,2 Prozent erwarten könnten, blieben Deutschland und Italien mit je 1,8 Prozent Schlusslicht unter den großen Industrieländern.
Allerdings hob der IWF unter den entwickelten Ländern für dieses Jahr seine Prognose für Deutschland mit 0,6 Prozentpunkten so stark an wie sonst nur noch für Spanien. "Deutschland braucht mehr Wettbewerb im privaten Sektor, um die Produktivität zu erhöhen", riet der federführende Ökonom des Weltwirtschaftausblicks, Timothy Callen, soll das Wachstum weiter gesteigert werden. Obwohl schon zahlreiche Reformen angegangen worden seien, müssten zusätzliche folgen, zusammen mit einer weiteren Begrenzung der Staatsausgaben, sagte er.
IWF FÜR DEUTSCHLAND PESSIMISTISCHER ALS FORSCHER
Weltweit rechnet die Finanzinstitution für 2008 abermals mit einem Plus vom 4,9 Prozent. Für die USA als größte Volkswirtschaft erwartet der IWF im kommenden Jahr mit 2,8 Prozent wieder ein höheres Wachstumstempo. Deutschland sieht der Fonds indes mit 1,9 Prozent wieder unter den Schlusslichtern, auf gleicher Höhe mit Japan, aber vor Italien. Großbritannien werde um 2,7 Prozent zulegen, Frankreich um 2,4 Prozent.
Der IWF ist mit seinem Ausblick für dieses Jahr pessimistischer für Deutschland als deutsche Konjunkturforscher und Banken-Volkswirte. Diese erwarten meist ein Plus von zwei Prozent und mehr.
DEUTSCHLAND WACHSTUMSLOKOMOTIVE IM EURO-RAUM
Während sich Deutschland im vergangenen Jahr mit 2,7 Prozent Plus laut IWF dank starker Exportzuwächse und hoher Investitionen als Wachstumslokomotive im Euro-Raum hervorgetan habe, mache sich nun eine erwartete Konsumabkühlung durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer bemerkbar. Dieser Schritt werde auch die Inflation anheizen. Insgesamt bewerten die Experten des Währungsfonds die Wirtschaftsentwicklung im Euro-Raum nach dem 1. Quartal 2007 als soweit "nachhaltig". In Europa sieht der IWF Großbritannien mit 2,9 Prozent als Spitzenreiter beim Wirtschaftswachstum.
Alles in allem bewertet der Fonds die Aussichten für die Weltwirtschaft positiver als noch vor sechs Monaten. Auswirkungen der Krise am Immobilienmarkt der USA seien soweit begrenzt und Inflationsrisiken hätten sich abgeschwächt. "Die Risiken für die Wachstumsaussichten sind weniger bedrohlich als beim WEO vom September 2006", schreiben die IWF-Experten.
LANGE WACHSTUMSPERIODE
Seit den frühen 70er Jahren habe es nicht mehr solch eine lange Wachstumsperiode gegeben wie derzeit, sagte IWF-Chefökonom Simon Johnson. "Diese Wachstum ist allerdings ausgewogener als damals, und es ist außerdem rund um die Welt anzutreffen."
Dennoch bleibe die Sorge vor einem stärkeren Abschwung in den USA als erwartet, sollte sich die Lage am Immobilienmarkt noch stärker eintrüben. Auch könnten sich Investoren von riskanten Anlagen trennen, wenn sich die Schwankungsbreite an den Märkten nach den derzeitigen historischen Tiefständen wieder erhöhen. Zudem müsse vor allem im Fall eines abermaligen Anstiegs der Ölpreise mit stärkerem Inflationsdruck gerechnet werden. Johnson warnte zudem vor einer Rückkehr des Protektionismus im Welthandel. Dieser könne vieles von dem erreichten Wohlstand zunichte machen./fb/DP/jha/
AXC0163 2007-04-11/16:45