
New York (BoerseGo.de) – Während viele Medien gestern noch von einem schwarzen Montag und Untergansstimmung an den Börsen berichteten, feiert der Dow heute mit einem Kursanstieg von 420 Punkten den größten Tagesgewinn in mehr als fünf Jahren. Den Grundstein für die fulminante Kursrallye legten besser als erwartet ausgefallene Quartalszahlen der US-Banken Goldman Sachs und Lehman Brothers. Die Zahlen und die Liquiditätsausstattung der beiden US-Finanzinstitute beruhigten die Anleger, die nach der Bear Stearns Pleite weitere Zusammenbrüche im Bankensektor und heftige Abschreibungen infolge von schlecht besicherten Immobilienkrediten befürchteten. Finanzwerte setzen zu einer Rallye an, die zu Handelsschluss mit einem Plus von 8,5 Prozent den größten Tagesgewinn im Finanzsektor seit dem März 2000 darstellt.
Die Entscheidung der US-Notenbank Fed, den Leitzins um 75 Basispunkte auf 2,25 Prozent und den Diskontsatz um ebenfalls 75 Basispunkte auf 2,50 Prozent zu senken, sorgte für einen nur vorübergehenden Dämpfer an den US-Börsen, nachdem die Marktteilnehmer auf breiter Front eine Zinssenkung von 100 Basispunkten antizipierten. Doch kurz darauf zogen die Kurse wieder an, nachdem die Fed signalisierte, bei Bedarf weitere Schritte zu unternehmen, um der lahmenden US-Konjunktur auf die Beine zu helfen. Interessanterweise stimmten die beiden Notenbankmitglieder Fisher und Plosser gegen einen Zinsschritt in dieser Höhe. Dass das Inflationsgespenst noch nicht gebannt ist, unterstreicht der Anstieg der Erzeugerpreise vom Februar gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozent. Abzüglich der volatilen Preise für Nahrung und Energie stellte sich in der Kernrate sogar ein Zuwachs von 0,5 Prozent ein. Positives gibt es auch vom US-Internetkonzern Yahoo, der seine Gewinn-und Umsatzprognose für das laufende Quartal und Geschäftsjahr bestätigt. Die Aktien der beiden staatlich kontrollierten Hypothekenfinanzierer Freddie Mac und Fannie Mae verzeichnen ebenfalls deutliche Kursgewinne, nachdem einem Bericht im „Wall Street Journal“ zufolge die US-Regierung eine neue Initiative zur Stützung der beiden Unternehmen ausarbeiten soll. Ziel der Maßnahme der Regierung soll es sein, mehr Hypothekendarlehen anzukaufen und zu versichern und damit den Immobilienmarkt zu stärken.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte beendet den Handel mit einem Plus von 3,51 Prozent auf 12392 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 klettert um 4,24 Prozent auf 1330 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq legt um 4,19 Prozent auf 2268 Punkte zu. Sieger im Dow ist die Aktie der Citigroup mit einem Plus von 10,79 Prozent auf 20,63 Dollar. Bei den Techs überzeugt Amazon nach einer Kauf-Empfehlung mit einem Plus von 7,75 Prozent auf 71,69 Dollar. An der New York Stock Exchange wechselten 1,95 Milliarden Aktien den Besitzer. 2863 Werte legten zu, 341 gaben nach. An der Nasdaq gab es bei Umsätzen von 2,40 Milliarden Aktien 2296 Gewinner und 690 Verlierer.
Der Preis für ein Barrel Rohöl der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) steigt an der New Yorker Terminbörse Nymex um 3,36 Dollar auf einen Schlusstand von 109,04 Dollar. Händler begründen den Kursanstieg damit, dass die Marktteilnehmer bereits weitere Zinsschritte der Fed antizipieren, was zusätzlichen Druck auf den Greenback ausübt. Der Preis für die Feinunze Gold klettert um 1,00 Dollar und notiert zum Handelsschluss bei 1003,60 Dollar. Nachbörslich fällt der April-Kontrakt für Gold wieder unter die Marke von 1000 Dollar, nachdem die Mehrheit der Investoren mit einem Zinsschritt von 100 Basispunkten gerechnet hat.
Applied Materials: 30 Prozent Kurspotential
Das Investmenthaus Caris erhöht sein Rating für den US-Halbleiterausrüster Applied Materials von Average auf Buy. Das Kursziel wird von 21 Dollar auf 27 Dollar erhöht. Die Finanzexperten erwarten in den nächsten Quartalen weiter positive Katalysatoren für das Solarzellen-Geschäft des Unternehmens. CEO Mike Splinter rechnet für das Jahr 2110 mit einem Umsatz von 6,0 Milliarden Dollar für das Solargeschäft. Gerade erst hat das Unternehmen einen Auftrag in Höhe von 1,9 Milliarden Dollar für die Herstellung von Solarmodulen an Land ziehen können. Applied Materials hat seine Geschäftsaktivitäten auf die Bereiche Flachbildschirmfertigung und Solarproduktionstechnologie ausgeweitet, um Einbußen im angeschlagenen Halbleitergeschäft zu kompensieren. Die Aktie gewinnt 4,16 Prozent auf 21,53 Dollar.
Greenspan: Finanzkrise das Schlimmste seit 2. Weltkrieg
Der frühere Chef der US-Notenbank, Alan Greenspan, sieht in der derzeitigen Finanzkrise die schmerzhafteste Entwicklung seit Ende des zweiten Weltkriegs. “Die Krise wird viele Opfer fordern. Deren Ende ist erst in Sicht, wenn sich die Hauspreise in den USA zu stabilisieren beginnen. Bis dahin werden jedoch voraussichtlich noch Monate vergehen. Es ist jedoch nicht vorherzusagen wie lange der Prozess andauert.”, so Greenspan gegenüber der Financial Times. Zudem bestünden Zweifel ob die Finanzkrise zu verhindern gewesen wäre. “Wir werden nie in der Lage sein, alle Einbrüche an den Finanzmärkten vorherzusagen”, führte Greenspan weiter aus.
Intel mit neuer Offensive
Der Chipriese Intel ruht sich nicht auf seiner Marktführerschaft aus. Der Halbleiterhersteller beherrscht aktuell mit einem Marktanteil von 75 bis 80 Prozent den PC- und Servermarkt. Das Management kündigt neue Chip-Technologien an, um sich noch weiter von den Konkurrenten AMD und Nvidia abzusetzen. Die neue Chip-Generation soll sechs bis acht Rechenkerne beinhalten, um noch mehr Leistung für den Prozessor zu garantieren. Während die Aktie von Intel in den letzten sechs Monaten etwa 20 Prozent verlor, mussten die Papiere der Konkurrenten AMD und Nvidia mit einem Minus von mehr als 40 Prozent wesentlich deutlicher Federn lassen. Die Aktie von Intel gewinnt 4,32 Prozent auf 21,75 Dollar.
Yahoo bestätigt Prognosen
Der Internetkonzern Yahoo Inc. hat seine Prognosen zum ersten Quartal und dem laufenden Gesamtjahr bestätigt und rechnet für jene beiden Perioden weiterhin mit einem Umsatz von 1,28-1,38 Milliarden Dollar sowie 5,35-5,96 Milliarden Dollar. Die weiteren Prognosen sehen beim operativen Cash-Flow nahezu eine Verdoppelung über die kommenden drei Jahre und die Generierung eines Umsatzes bis 2010 von 8,8 Milliarden Dollar vor. Wie Yahoo am Dienstag weiter mitteilte, unterstreicht der Drei-Jahresplan die Ansicht des Verwaltungsrats, wonach das im Januar gelegte Übernahmeangebot von Microsoft den wahren Unternehmenswert nicht reflektiert. Das Unternehmen ziehe sämtliche strategische Optionen in Betracht. Die Aktie gewinnt 7,00 Prozent auf 27,66 Dollar.
Analyst bullish für Software-Aktie
Analyst Jerry Herman vom Investmenthaus Stifel Nicolaus & Co erhöht seine Gewinn-und Umsatzprognose für den Anbieter globaler Schulungslösungen SkillSoft Public Limited Company. Laut Analyst Jerry Herman führt die Übernahme des Konkurrenten NetG zu einem deutlichen Gewinnsprung und Cash-Flow- Zuwachs. Im gerade abgelaufenen vierten Quartal hat das Unternehmen seinen Gewinn mehr als vervierfacht. Für das aktuelle Geschäftsjahr 2009 erhöht Jerry Hermann seine Gewinnprognose von 0,33 auf 0,36 Dollar pro Aktie und für das Geschäftsjahr 2010 von 0,51 auf 0,53 Dollar pro Aktie. Die Umsatzprognose für das Geschäftsjahr 2010 wird von 318 Millionen auf 337 Millionen Dollar nach oben korrigiert. Das Papier steigt um 6,93 Prozent auf 9,88 Dollar.
Hohes Kaufinteresse für US-Finanzdienstleister
Der Finanzdaten-Lieferant FactSet Research Systems übertrifft im zweiten Quartal mit einem Gewinn von 0,62 Dollar pro Aktie die Erwartungen von Wall Street um 2 Cents. Der Umsatz klettert gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal um 20,5 Prozent auf 140,2 Millionen Dollar, was ebenfalls über den Erwartungen der Analysten von 139,6 Millionen Dollar liegt. Für das dritte Quartal erhöht das Management seine Umsatzprognose von 143,58 Millionen Dollar auf 145 bis 149 Millionen Dollar. Die Aktie klettert um 17,74 Prozent auf 52,43 Dollar.