DJ UPDATE: Commerzbank kann das Kapitel Altbank endlich beenden
(NEU: Details, Hintergrund, Geschichte Commerzbank, Aktienkurse)
Von Madeleine Winkler und Michael Matern
DOW JONES NEWSWIRES
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Commerzbank AG und die Effecten-Spiegel AG ziehen einen Schlussstrich unter ihre Streitigkeiten um die "Commerzbank von 1870" (Altbank). Das Frankfurter Institut einigte sich mit der Beteiligungsgesellschaft des 2007 verstorbenen Verlegers und Investors Bolko Hoffmann auf eine Übernahme des Altbank-Anteils des Effecten-Spiegels und die Beendigung aller damit verbundenen Rechtsstreitigkeiten, wie die Commerzbank von 1870 am Mittwoch mitteilte.
Damit hat der neue Mehrheitseigentümer Commerzbank AG die Möglichkeit, seinen aus den 80er Jahren stammenden Plan umzusetzen, die Aktien seines rechtlichen Vorgängers löschen zu lassen. Ein entsprechendes Vorhaben war bislang an Bolko Hoffmann gescheitert, der gegen die Löschung der Aktien juristisch vorgegangen war.
Bei der Altbank handelt es sich um den Vorläufer der heutigen Commerzbank, die allerdings schon lange nicht mehr aktiv war und auch über keinerlei Vermögen mehr verfügt. Nach der Wiedervereinigung war die Hoffnung aufgekommen, dass die Altbank Ansprüche auf Vermögenswerte im Osten Deutschlands habe, doch wurden diese Hoffnungen durch die Entscheidung deutscher Gerichte zunichte gemacht. Diese hatten entschieden, dass die Enteignungen der Jahre 1945 bis 1949 in der sowjetischen Besatzungszone rechtens waren.
Zudem wurde gemutmaßt, dass die Commerzbank alt Ansprüche an die Commerzbank neu für die Nutzung von Unternehmensnamen und -logo habe. Hier hatte es aber anscheinend keine Einigung zwischen den Kontrahenten gegeben. Außerdem gab es Berichten zufolge Meinungsverschiedenheiten über die Behandlung von Vermögenswerten nach dem zweiten Weltkrieg. Die Commerzbank alt wurde nach dem Krieg zerschlagen und entstand erst 1952 neu durch die Zusammenführung der Teile der westlichen Besatzungszonen.
Bolko Hoffmann, bekannt vor allem wegen seiner Kampagne gegen die Einführung des Euro und wegen seines Börsenbriefes Effecten-Spiegel, hatte mit der Commerzbank seit 10 Jahren vor Gericht im Streit über die Altbank gelegen. Er hatte in den 90er Jahren Anteile an der Altbank gekauft und hielt über die Effecten-Spiegel AG zuletzt 48%. Die Commerzbank hält damit nun insgesamt 86% der Anteile an der Altbank. Sowohl der Effecten-Spiegel AG wie auch den restlichen Aktionäre zahlt die Commerzbank 10,34 EUR je Aktie.
Eine Löschung aus dem Handelsregister sei bislang nicht möglich gewesen, da hierfür der Anteil der Commerzbank AG nicht hoch genug war. Mit der Einigung ist dies nun jedoch möglich, sagte ein Sprecher des Frankfurter DAX-Konzerns zu Dow Jones Newswires.
Bislang werden Altbank-Aktien noch im Frankfurter Freiverkehr gehandelt, wo sie am Berichtstag mit 20 EUR notiert. Mitte der 90er Jahre war der Kurs nach Jahren der Ruhe aber deutlich gestiegen und hatte 1997 kurzfristig bei umgerechnet über 300 EUR notiert.
Nach dem Tod von Hoffmann im August 2007 hat sich die Commerzbank nun mit der Geschäftsführung von Effecten-Spiegel geeinigt. Alle Verfahren um die Altbank seien damit beendet. Über Details der Vereinbarung mit der Commerzbank AG sei Stillschweigen vereinbart worden, sagte Marlis Weidtmann, Vorstand der Effecten-Spiegel AG, auf Anfrage von Dow Jones.
Commerzbank-Aktien notieren gegen 13.55 Uhr mit einem Minus von knapp 2% bei 21,64 EUR.
Webseiten: http://www.commerzbank.de http://www.effecten-spiegel.de -Von Michael Matern und Madeleine Winkler, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 - 29725 115, madeleine.winkler@dowjones.com DJG/maw/mim
(END) Dow Jones Newswires
April 09, 2008 08:31 ET (12:31 GMT)
Copyright (c) 2008 Dow Jones & Company, Inc.