
- US-Geld- und Fiskalpolitik müsste ab Juni für Erholung sorgen - Anhaltende deutliche Kursverluste unwahrscheinlich - DAX zum Jahresende bei 7.800 Zählern erwartet
Zu Beginn des Jahres hatten Ängste vor einer Krise des Weltfinanzsystems sowie die Konsequenzen aus der Entwicklung am US-Immobilienmarkt für den privaten Verbrauch zwei Korrekturwellen am Aktienmarkt ausgelöst. Dies hat den DAX im Tief auf unter 6.200 Punkte gedrückt. Zu Beginn der Berichtssaison hatte sich aber - trotz einiger Verunsicherungen, beispielsweise durch die eher schwachen Zahlen des US-Mischkonzerns General Electric - bereits eine spürbare Erholung ergeben. Zeichnet sich also ein Ende der Talsohle an den Aktienmärkten ab?
Geld- und Fiskalpolitik der USA greifen
"Neben den Exporten, die zuletzt auch durch die Abwertungen des US-Dollars unterstützt wurden, kommen die entscheidenden Impulse in den USA durch die Geld- und Fiskalpolitik", erläutert Gerrit Weber vom Commerzbank Private Banking. So hatte die US-Notenbank im letzten Halbjahr die Fed Funds Rate um 300 Basispunkte gesenkt und über Liquiditätsspritzen den Geldkreislauf gestützt, um die Funktionsfähigkeit des Geschäftsbankensystems sicherzustellen. Das hat zum einen die Ertragslage der Banken operativ abgefedert und zum anderen viele ausfallgefährdete Privathaushalte kreditseitig aufgefangen. Es ist zu erwarten, dass diese Maßnahmen ab dem Frühjahr auch die Gesamtwirtschaft positiv beeinflussen.
Hinzu kommen staatliche Steuerentlastungen von ca. 170 Milliarden US-Dollar. Selbst bei niedriger Konsumquote wird das BIP der USA dadurch schon im Mai spürbar anziehen. "Typischerweise dürften sich demnach im Juni zunächst die Frühindikatoren des verarbeitenden Gewerbes und die Umsätze am Immobilienmarkt festigen, bevor in den Folgemonaten der private Verbrauch und die Industrieproduktion nachziehen. Nachgelagert wird dann zum Jahresende der Beschäftigungsabbau in der Privatwirtschaft auslaufen", so Weber weiter.
Kurse stabilisieren sich - keine größeren Korrekturen zu erwarten
Über die Entwicklungen in den USA hinaus stellt sich die Frage, ob weitere schwache Unternehmensdaten eine dritte Korrekturwelle auslösen. Nach Ansicht der Experten im Commerzbank Private Banking ist dies wenig wahrscheinlich. Stattdessen werden folgende Faktoren den Aktienmarkt auffangen und Kursverluste infolge schlechter Ergebnisse im 1. Quartal weitgehend auf die betroffenen Unternehmen beschränken:
1. Die Dividendenrendite des DAX liegt mit gut 3,5% auf einem historisch hohen Niveau. Bei einer nahezu stabilen Ausschüttungsquote unterstreicht dies die hohe Gewinnqualität der Unternehmen.
2. Die Gewinnschätzungen für 2008 wurden vor der Berichtssaison reihenweise gesenkt. Solche Kollektivmaßnahmen konnten in der Vergangenheit als Kontraindikator häufig positiv gewertet werden. Selbst im Falle weiterer Abschläge von 8 bis 10% (bezogen auf Analystenschätzungen für 2009) wird ein KGV von 10 nicht drastisch überschritten. Das ist mit Blick auf das niedrige Zinsniveau und einen historischen Durchschnitt von 16 sehr günstig.
3. Die anhaltenden Aktienkäufe deutscher Vorstände signalisieren Vertrauen in die Zukunft ihrer Unternehmen. Als Indikator ist das Insider-Barometer, das im Auftrag des Commerzbank Private Banking an der RWTH Aachen berechnet wird, derzeit auf einem Allzeithoch.
4. Weitere positive Impulse sind von Staatsfonds zu erwarten, die beginnen, Teile ihrer am Geldmarkt geparkten drei Billionen US-Dollar in Aktien umzuschichten.
5. Während energie- und rohstoffintensive Branchen unter dem Anstieg ihrer Beschaffungskosten leiden, dürften in der Finanzbranche die meisten Belastungen bekannt sein. Traurige Höhepunkte waren hier die Übernahmeerklärung der Investment Bank Bear Stearns durch JP Morgan sowie die Gewinnwarnung der UBS - beides hatte allerdings nach anfänglichen Verlusten zur deutlichen Markterholung beigetragen.
Zudem haben zyklisch vorlaufende Indikatoren für den US-Aktienmarkt, wie zum Beispiel der koreanische Aktienindex Kospi oder der DJ Transport, ihren Abwärtstrend bereits verlassen - ein Beleg für das zunehmende Vertrauen in eine bevorstehende, auch konjunkturelle Stabilisierung der US-Wirtschaft.
Systemische Faktoren sprechen für das Ende der Finanzmarktkrise
Die Entwicklung des Aktienmarkts hängt neben konjunkturellen auch von systemischen Bedingungen ab: "Zwar fehlen derzeit noch starke Signale für die nachhaltige Überwindung systembedingter Risiken, diese werden sich aber unserer Meinung nach im späten Frühjahr einstellen", erklärt Weber. So symbolisiert beispielsweise der jüngste Anstieg zweijähriger US-Staatsanleihen das wachsende Vertrauen in die US-Geldpolitik, womit sich auch die Scheu gegenüber den Systemrisiken verringern dürfte. Der kritische Wert für ein anhaltendes Signal liegt aus Sicht der Experten des Commerzbank Private Banking bei 1,8%.
Positiv lässt sich zudem der seit Mitte März von 650 auf unter 500 Basispunkte gefallene Index "Itraxx Crossover" interpretieren. Er bildet die Kosten ab, zu denen sich Anleger gegen das Ausfallrisiko bei europäischen Firmen mit schlechter Bonität absichern können. Zwar hat die jüngste Verunsicherung zu einer leichten Gegenbewegung geführt, der Markt orientiert sich aber inzwischen wieder stärker an fundamental nachvollziehbaren Ausfallrisiken.
Spannungen auf dem europäischen Geldmarkt klingen ab
Der europäische Geldmarkt bleibt weiter angespannt. Doch auch wenn technische Rahmenbedingungen am Quartalsende noch zu anhaltenden Belastungen führen - die Anspannung sollte sich durch unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen, wie zum Beispiel die erweiterten Möglichkeiten der Geschäftsbanken, sich von der Notenbank Liquidität zu beschaffen, in den kommenden Monaten spürbar verringern. Die Stabilisierung dieses Marktes ist eine wichtige Voraussetzung für die nachhaltige Überwindung der Systemrisiken.
Daher zeigen sich die Experten des Commerzbank Private Banking für die zweite Jahreshälfte insgesamt optimistisch: Die Prognose für den DAX von 7.800 Zählern im unteren Band zum Jahresende bewerten sie weiterhin als realistisch. "Die kommenden Wochen sollten zum sukzessiven Positionsaufbau genutzt werden", rät Weber abschließend.
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