
Milchpreis muss tiefer sein."
Diese Woche starten die Verhandlungen mit den Milchproduzenten über
den Milchpreis. Um international erfolgreich zu sein, muss der
Milchpreis laut Emmi-Chef Urs Riedener sinken. Riedener will das
internationale Geschäft vorantreiben. Die Akquisition der Roth
Käserei in den USA steht kurz bevor. "Voraussichtlich Anfang nächsten
Jahres werden wir entscheiden. Wir schliessen aber weitere Käufe
nicht aus, die unsere Marktposition in den Schlüsselmärkten
festigen", sagt er im Interview mit der "Handelszeitung".
Detailhandel: Erste Anzeichen des Abschwungs
Jetzt hat die Krise auch den Detailhandel erreicht: Die Kunden
greifen weniger häufig zu Premiumwaren und legen stattdessen lieber
günstige Billigprodukte in den Einkaufskorb. Migros-Sprecherin Monika
Weibel bestätigt gegenüber "Handelszeitung", dass es im
Hochpreissegment weniger gut laufe. Darunter fällt beispielsweise die
Premiumlinie Sélection. Um sich im Wettbewerb mit Harddiscounter Aldi
behaupten zu können, geben Migros und Coop jetzt Gegensteuer. "Wir
haben die Preise gerade nochmals gesenkt", erklärt Migros-Sprecherin
Martina Bosshard. Das Ziel ist, mit M-Budget mindestens eine
"Preisparität" zum Discountwettberb aufrechtzuerhalten. Zudem könnte
die M-Budgetlinie jederzeit ausgebaut werden. Ähnliches lässt Coop zu
seiner Billiglinie Prix Garantie verlauten. Dass sich die
Detailhändler gegen die Rezession wappnen müssen, ist für den
Detailhandelsexperte Thomas Hochreutener vom Marktforschungsinstitut
IHA-GfK klar, denn: "Ab 2009 dürften gewisse Bereiche von den
Einbrüchen betroffen sein." Vor allem Luxussegmente würden getroffen.
Neue Wege: Migros will sich Rechte am Fischfang und an Ernten
sichern
Um Kosten zu senken, gibt Migros auch intern Gas. Dieter Berninghaus,
Leiter des Departements Handel bei Migros, will bei der Beschaffung
Kosten sparen: "Es geht nicht an, dass wir auf dem nationalen Markt
der zuliefernden Industrie mehr bezahlen müssen als Aldi und Lidl."
Bei der Beschaffung wird es laut Berninghaus für Migros daher
wichtiger, sich international Rechte am Fischfang und an Ernten zu
sichern.
Elektronikhandel: Zuversicht fürs Weihnachtsgeschäft
Die führenden Schweizer Anbieter wie Media Markt und Interdiscount
sind von den hohen Absatzvolumna positiv überrascht und geben sich
für das Weihnachtsgeschäft zuversichtlich. Die Umsätze liegen derzeit
auf der Höhe des Vorjahres. Im Unterschied dazu verschlechtert sich
im benachbarten Ausland der Verkauf drastisch.
Sunrise: Handyabo ohne neues Handy
Die Zahlungen, mit denen Swisscom, Sunrise und Orange neue Kunden
ködern, sind bei Rekordwerten von rund 500 Fr. pro Kunde angelangt.
Nun lanciert Sunrise ein Abo ohne automatischen Handykauf: Nach
Informationen der "Handelszeitung" soll das Abonnement "SIM only"
heissen und in den kommenden Tagen vermarktet werden. Kunden können
dabei ein Abonnement ohne neues Handy und ohne Vertragsbindung lösen.
Es stehen verschiedene Monatsgebühren zwischen 10 und 100 Fr. zur
Auswahl. Angepeilt werden damit vor allem auch Geschäftskunden. Der
Vorteil gegenüber Prepaid-Angeboten liegt auf der Hand: Der
Minutenpreis bei "SIM only" soll nicht höher sein als bei einem
anderen Abonnement. Sunrise-Kommunikationschef Dominique Reber möchte
zum neuen Angebot keine Stellung nehmen, lässt aber durchblicken,
dass sich Sunrise "diesbezüglich Gedanken gemacht" habe.
Strombranche: Über 50 Projekte im Ausland
Vor kurzem ist die Rätia Energie in die Schlagzeilen geraten, weil
sie in Deutschland in ein Kohlekraftwerk investieren will. Wie eine
von der "Handelszeitung" exklusiv publizierte Zusammenstellung zeigt,
sind noch viele andere Schweizer Stromfirmen an Projekten im Ausland
beteiligt. Unter den rund 50 Vorhaben finden sich Kraftwerke in
Spanien und der Tschechischen Republik. Umweltkreise hoffen, dass
diese Kapazitäten dereinst dafür sorgen können, dass die Schweiz
keine Kernkraftwerke bauen muss, sondern dass sie den Strom durch
Importe decken kann. Doch diese Hoffnung ist trügerisch, wie
Energieexperte Rainer Bacher erklärt. Die Leitungskapazitäten sind
viel zu knapp und es besteht die Gefahr, dass Italien von der
Stromversorgung abgeschnitten würde, wenn die Schweiz auf Importe
setzt - was die EU kaum akzeptieren würde.
Swiss-Life-CEO Bruno Pfister: Stellenabbau im nächsten Jahr
Bruno Pfister, CEO des Schweizer Lebensversicherers, sagt im
"Handelszeitung"-Interview, dass Swiss Life im kommenden Jahr Stellen
streichen werde. "Auch wenn wir im Kostenmanagement in den letzten
Jahren Fortschritte gemacht haben, müssen wir die Effizienz weiter
steigern, um die Wettbewerbsfähigkeit aufrecht zu erhalten", sagt
Pfister. Zudem hält es der Konzernchef für "durchaus möglich", dass
er keinen Bonus erhält. Der Versicherer hatte letzte Woche eine
Gewinnwarnung bekannt gegeben.
Bâloise-CEO Rolf Schäuble: "Kunden schätzen unsere Solidität"
Im Interview gegenüber der "Handelszeitung" erklärt Rolf Schäuble,
warum die Bâloise besonders in der Lebensversicherungssparte eine
starke Zunahme verspürt. "Unsere Kunden schätzen unsere Solidität und
unseren guten Ruf", so Schäuble. Im Nichtlebenbereich werden gemäss
dem Bâloise-Präsidenten und CEO vor allem die Haft- und
Sachversicherungen vermehrt nachgefragt. Neben dem guten Ruf der
Bâloise hänge dies auch damit zusammen, dass der Versicherer
konkurrenzfähige Produkte verkaufe und der Aussendienst gute Arbeit
leiste, so Schäuble. Weiter verrät er, dass vor allem das
Osteuropageschäft ein gutes Wachstum verzeichne.
Privatbankier Yves Mirabaud: Verwaltete Vermögen sollen verdoppelt
werden
Trotz der Finanzkrise will Yves Mirabaud, Exekutiv-Mitglied der
Genfer Privatbank Mirabaud, die verwalteten Vermögen im 2. Halbjahr
um 1 Mrd Fr. steigern. Die Bank sei eine ruhige Insel inmitten des
Sturms, die mehr Kundengelder und Mitarbeiter anziehe. "In den
nächsten sechs Monaten werden bei uns rund 25 neue Banker anfangen",
so der Privatbank-Partner im Interview. Weiteres Wachstum sieht
Mirabaud in Südeuropa - dabei sei das Bankkundegeheimnis genauso
wichtig wie die Performance der Bank.
Kooperationen: Wirrwarr auf dem Bankenplatz Schweiz
Wer bei seiner Hausbank Produkte kauft, landet oft bei einem anderen
Institut. Auf dem Schweizer Finanzplatz gibt es kaum eine Bank, die
nicht in einer Partnerschaft verstrickt ist. Pikantes Detail:
Teilweise werden die Kooperationspartner verschwiegen, wie
beispielsweise die PostFinance gegenüber der "Handelszeitung"
bestätigt.
Rainer-Marc Freys Horizon21: Abfluss von Kundengeldern in der Höhe
von 350 Mio Dollar
Daniel Schweizer, CEO der in die Schlagzeilen geratenen
Vermögensverwalterin Horizon21, versichert, das Unternehmen sei
ausreichend kapitalisiert. Allerdings befindet sich die von
Hedge-Pionier Rainer-Marc Frey gegründete Firma im Umbau: "Wir
trennen uns von den Beziehungen zu Intermediärkunden wie etwa dem
Wealth Management grosser Banken, auch auf internationaler Ebene", so
Schweizer im Interview mit der "Handelszeitung". Betroffen seien
externe Kundengelder in der Höhe von 350 Mio Dollar. Ob es bei den
nun in Angriff genommen Veränderungen bleibt, lässt Schweizer offen:
"Aus unternehmerischer Sicht haben wir jetzt die nötigen Entscheide
getroffen. Aber die Zukunft können wir leider nicht vorhersehen - ich
hoffe nicht, dass weitere Massnahmen nötig sein werden."
Schweizer Uhrenindustrie trotz der Krise
Die Einflüsse der weltweiten Finanzkrise und der sich abzeichnenden
Rezession halten sich bisher in Grenzen. Die Verkaufseinbussen in den
USA und in Europa werden in Asien ausgeglichen.Aber es gibt Warner.
"Arbeiten in der Uhrenindustrie ist wie Velo fahren: Es geht bergauf
- und dann eben wieder bergab", sagt Hublot-Geschäftsführer
Jean-Claude Biver. Noch zuversichtlich gibt sich
Swatch-Group-Konzernleitungspräsident Nick Hayek: "Bei Spitzenmarken
wie Omega und Breguet liegt uns weiterhin ein Überhang an
Bestellungen vor."
Kontakt:
Nähere Auskunft erteilt Ihnen gerne Martin Spieler, Chefredaktor
"Handelszeitung", Tel. 043 444 59 00.
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