Frage von Börsenbrief DER SPEKULANT an Heiko Thieme:
Wir erleben jetzt sehr volatile Börsenzeiten. Wie würden Sie sich im Moment verhalten bzw. was empfehlen Sie Privatanlegern, wie soll man sich derzeit verhalten?
Heiko Thieme:
Es gibt drei Anlegerpersonen. Der typische deutsche Bürger ist an der Börse nicht investiert. Das sind immerhin 85% der Bevölkerung. Für diese Gruppe spielt es gar keine Rolle, was sich zur Zeit an den Weltboersen passiert. Ich würde diesen passiven Bürgern raten, bleibt weiterhin passiv und Zuschauer. Zuschauer gewinnen zwar nie, aber sie können dieses Spektakel mit anschauen ohne irgendwelche persönlichen Gefühle dabei zu erleben.
Der andere Typ des Anlegers ist derjenige, der - so wie ich es immer propagiere, auch wie Kostolany zu seinen Lebzeiten immer - die Börse als eine langfristige Anlagemöglichkeit, als eine Möglichkeit seine Altersversorgung zu verbessern, nutzt. Langfristig ist für mich die Aktie nach wie vor unschlagbar, in dem was sie bringen kann. Langfristig heisst aber mindestens 10, vielleicht sogar auf 20 Jahre hinzuschauen. Für diesen Anleger ist das heutige Marktgeschehen eine sehr nervöse Zeit. Das heisst, auch diesen Anlegern rate ich, damit sie kein Herzversagen bekommen bzw. keinen Herzschrittmacher, auch Zuschauer zu bleiben. Denn die von Ihnen angesprochene Volatilität ist so enorm, dass selbst der Nervenstärkste dies kaum durchhalten kann. Allerdings ist das derzeitige Index-Niveau bereits so interessant, dass auf 10-Jahres-Sicht fast alle DAX- und Dow Jones-Werte kaufenswert sind. Eine Ausnahme macht die VW Aktie, die ich auf jeden Fall meiden würde.
Das dritte Element der bewussten Spekulanten, die Risiken eingehen wollen und wissen, dass man dabei auch verlieren kann, für diejenigen ist das aktuelle Börsengeschehen eigentlich eine ideale Zeit der Betätigung, wenn man zwei Dinge beachtet: Sich nicht emotionell von der Börse leiten lässt und den Kernsatz 'buy low, sell high' - kaufe niedrig ein und verkaufe bei steigenden Kursen - beherzigt und seine Zeiträume hier verkürzt, sprich, teilweise auf wenige Tage oder sogar nur Stunden reduziert. Wer dieses Konzept unter den aktiv handelnden Personen wahrgenommen hat, für den war dieser Oktober ein phantastischer Monat, wie ich es auf meiner Homepage (http://www.heikothieme.com) gesagt hatte. Phantastisch heisst nicht ein goldener Oktober, denn der Goldpreis fiel um -20 %. Insofern ein phantastischer Oktober, wenn man bei Kursschwäche in der zweiten Oktober-Woche eingekauft hat und bereits schon Ende des Monats mit einem Gewinn von +30 bis +60 % rausging. Dies konnte man im Oktober zweimal machen. Wir haben es unmittelbar vor der Präsidentschaftswahl Anfang November sogar nochmals machen können, um dann nach der Wahl wiederum alles zu liquidieren und um jetzt Mitte November wieder einzukaufen, in der Meinung, wir werden eine Jahresendrallye bekommen.
Volatilität ist für den Handelsorientierten ideal, sofern man nicht zu spät kommt. Man muss bei starken Kurseinbrüchen einkaufen und sehr schnell wieder verkaufen. Für den langfristig orientierten Anleger ist dies noch nicht die Börse, wo er sich wohl fühlt. Maximal 1/3 des Kapitals jetzt investieren und abwarten. Bei weiterer Schwäche erneut mit einem Drittel nachkaufen. Wer noch nie an der Börse war, sollte weiterhin Beobachter bleiben und sich frühestens im zweiten Halbjahr nächsten Jahres mit der Börse beschäftigen oder spätestens ab dem Jahr 2010, weil ich dann wieder einen längeren Aufwärtstrend sehe.
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