Interview mit Heiko Thieme: Die neuen Schwellenländer - das sind wir!

Frage von Börsenbrief DER SPEKULANT an Heiko Thieme:
Gibt es abschliessend noch etwas, das unsere Leser wissen sollten?

Heiko Thieme:

Ich gebe Ihnen noch eine Schlagzeile mit, die Sie vielleicht als Erster verwenden können: Die neuen Schwellenländer - das sind wir! Das ist eine These, die ich seit heute Morgen vertrete, um den Leuten mal plakativ zu sagen, wo wir uns befinden. Denn wir sind auf dem Niveau der Schwellenländer bei der Finanzierung, was unsere wirtschaftliche Stabilität anbetrifft. Und es ist jetzt eigentlich die Stärke der Schwellenländer, sprich Chinas, Singapurs auch die der arabischen Länder, die mal Entwicklungsländer waren, die heute Gelder haben, die wir eigentlich brauchen werden, um uns aus diesem Morast der Finanzkrise heraus zu manövrieren.

Diese Finanzkrise kostet uns im Endeffekt zwischen 5 bis 10 Billionen Dollar, eventuell sogar bis zu 15 Billionen - das ist wahrscheinlich die höchste Schätzung, die es zurzeit gibt. Das wäre das Bruttoinlandsprodukt Amerikas in einem Jahr. Begründung: Wir haben Derivate, die sind 10mal so hoch wie das Buttoinlandsprodukt der Welt nämlich knapp 600 Billionen Dollar, mit einer Ausfallquote von 2 bis 3 % - was normal wäre bei Kreditkarten zum Beispiel. Bei einem Verfall von 2 bis 3 % bei Kreditkarten wäre das ein gutes Geschäft für Kreditkartenunternehmen. Dann wären das zwischen 12 und 18 Billionen. Ich sage 15 ist die Obergrenze, aber wir werden mindestens 5 bis 10 Billionen Dollar auf der globalen Basis sehen. Das ist eine erschütternd hohe Summe, mit der die Wenigsten umzugehen verstehen. Wir wurden zu Verpackungskünstlern in der Finanzszene, wie Christo in der Kunst - Beispiel: Verpackung des Reichstags. Wir haben unsere gesamten Finanztitel verpackt und jeder hat geglaubt, da ist eine Katze im Sack, bis wir merkten, da ist gar keine Katze im Sack. Das ist unser Problem bildlich auf den Punkt gebracht.

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