China bewegt sich im Währungsstreit: Vor dem Gipfel der führenden Wirtschaftsnationen (G20) in Kanada hob die Zentralbank in Peking die feste Anbindung des Yuan an den US-Dollar auf. Eine einmalige Aufwertung wurde zwar ausgeschlossen, doch versprachen Chinas oberste Banker, den Wechselkurs künftig flexibler handhaben zu wollen. Die Ankündigung weckte Hoffnungen, mehr Ausgewogenheit im Welthandel zu erreichen und dadurch die globale wirtschaftliche Erholung voranzubringen. Die USA, die EU und der Internationale Währungsfonds (IWF) begrüßten die Entscheidung. US-Präsident Barack Obama sprach von einem "konstruktiven Schritt".
Chinas Zentralbank dämpfte am Sonntag aber Hoffnungen auf eine schnelle Aufwertung durch die Abkoppelung vom US-Dollar. Der Wechselkurs werde "auf einem vernünftigen und ausgeglichenen Niveau grundsätzlich stabil gehalten", sagte ein Sprecher nach Angaben der Nachrichtenagentur Xinhua. Kursschwankungen dürften nur innerhalb der bisherigen, festgelegten Handelsspanne von 0,5 Prozent am Tag erfolgen. Mit Spannungen erwarteten Beobachter, wie sich der Kurs des Yuan an diesem Montag erstmals verändern wird.
Die USA und andere Staaten fordern seit langem eine Aufwertung der chinesischen Währung. China wird vorgeworfen, seine Exporte mit einem unterbewerteten Yuan künstlich zu verbilligen und damit Produkte anderer Länder aus dem Markt zu drängen. Auch werden dadurch Importe nach China teuer, was den Marktzugang erschwert. Solche Handelsungleichgewichte vernichten aus amerikanischer Sicht nicht nur Arbeitsplätze, sondern verschärfen auch die globale Wirtschaftskrise.
Aus Sicht von US-Präsident Obama kann Chinas Schritt helfen, "die Wirtschaftserholung zu sichern und zu einem ausgewogeneren globalen Wachstum beizutragen". IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn sah "eine sehr willkommene Entwicklung". Eine stärkere chinesische Währung werde helfen, "die Haushaltseinkommen zu erhöhen und die nötigen Anreize zu liefern, Investitionen in Industrien zu leiten, die dem chinesischen Konsumenten dienen". Eine flexiblere Währung gibt China aus Sicht der Weltbank auch mehr Freiheit in geldpolitischen Fragen. Zugleich werde der Inflationsdruck in China gemindert, da die Importkosten sinken.
Chinas Zentralbank begründete den Kurswechsel mit dem weltweiten Aufschwung und einem soliden Wachstum in China. "Es ist wünschenswert, die Reform der Wechselkurs-Politik voranzutreiben und die Flexibilität des Wechselkurses zu erhöhen", hieß es am Samstag in einer Mitteilung. Es gebe aber keine Grundlage für eine "Aufwertung im großen Umfang". Experten warnten vor überzogenen Hoffnungen auf eine baldige und deutliche Aufwertung. China werden weiterhin nur langsam vorgehen. Die Euro-Schwäche erschwere die Lage noch.
Vor dem Treffen der Regierungschefs der G20-Gruppe am 26. und 27. Juni in Toronto hatte Präsident Barack Obama zuvor in einem Brief an die Regierungschefs gefordert, dass die Weltwirtschaft nur gesunden könne, wenn auch die Wechselkurse vom Markt bestimmt werden könnten. Jedoch ist Chinas Währung seit Mitte 2008 praktisch fest bei einem Kurs von 6,8 Yuan an den US-Dollar gebunden. Obama steht auch innenpolitisch unter Druck, weil Mitglieder des Kongresses Peking mit Handelssanktionen zu einer Aufwertung zwingen wollen.
Seit Juli 2008 hatte China wegen der Weltwirtschaftskrise eine Stärkung seiner Währung verhindert, um Millionen Arbeitsplätze in seiner schwer getroffenen Exportwirtschaft zu schützen. In den zwei Jahren bis dahin hatte der Yuan um 21 Prozent gegenüber dem US-Dollar zugelegt, weil der Wechselkurs seit Mitte 2005 innerhalb der begrenzten Handelsspanne gegenüber einem Währungskorb bestimmt wurde./lw/fb/DP/he
AXC0016 2010-06-20/14:52