DJ UPDATE: US-Wachstum im zweiten Quartal nach unten revidiert
(NEU: Ökonomen, mit Daten zum Verbrauchervertrauen)
WASHINGTON (Dow Jones)--Das Wachstum der US-Wirtschaft ist im zweiten Quartal schwächer gewesen als zunächst berichtet, allerdings fiel die Abwärtsrevision nicht ganz so stark aus wie befürchtet. Grund für die Abwärtsrevision war eine schwächere Entwicklung bei den privaten Investitionen, die das Wachstum maßgeblich stützen, sowie eine stärkere Belastung des Außenhandels. Positiv werteten Bankvolkswirte die Aufwärtsrevision des Konsums im zweiten Quartal. Angesichts der niedriger als erwarteten Verbraucherstimmung dürfte sich der private Verbrauch im dritten Quartal aber abschwächen.
Wie das Handelsministerium am Freitag im Rahmen einer ersten Datenrevision berichtete, erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen April und Juni 2010 um annualisiert 1,6% gegenüber dem Vorquartal. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten mit einem BIP-Anstieg um annualisiert 1,3% gerechnet, nachdem das Handelsministerium in einer ersten Schätzung ein Plus von 2,4% gemeldet hatte.
Damit hat sich das Wachstum in der größten Volkswirtschaft der Welt massiv abgekühlt. Im ersten Quartal war die US-Wirtschaft um 3,7% gewachsen, im Vorquartal war sogar noch ein Zuwachs von 5,0% verzeichnet worden. Beobachter gehen davon aus, dass sich die Wachstumsabschwächung im zweiten Halbjahr 2010 fortsetzen wird. Ein Rückfall in die Rezession wird von den meisten Ökonomen allerdings nicht erwartet.
Das Exportwachstum kühlte sich im zweiten Quartal deutlicher als ursprünglich angegeben ab. Die Exporte erhöhten sich mit einer annualisierten Rate von 9,1%, nachdem vorläufig ein Plus von 10,3% berichtet worden war. Bei den Importen wurde ein Zuwachs um 32,4% (plus 28,8%), nach plus 11,2% im Vorquartal verzeichnet. Die Nettoexporte schmälerten damit das Wachstum um 3,37 (2,78) Prozentpunkte.
Die privaten Bruttoinvestitionen erhöhten sich um annualisiert 25,0% (erster Ausweis: plus 28,8%), ihr Wachstumsbeitrag betrug damit nur noch 2,75 (3,14) Punkte. Der private Verbrauch stieg dagegen kräftiger als in der Schnellschätzung berichtet: Der Konsum - die wichtigste Stütze des US-BIP - legte im zweiten Quartal um 2,0% (plus 1,6%) zu und lieferte damit einen positiven Beitrag von 1,38 (1,15) Punkten. Der Staatskonsum nahm um 4,3% (plus 4,4%) zu und stützte das BIP mit 0,86 (0,88) Punkten.
Die Unternehmen bauten ihre Lager zwischen April und Juni 2010 nicht mehr ganz so stark auf wie im Vorquartal. Sie erhöhten ihre Bestände auf 63,2 Mrd USD von 44,1 Mrd USD im ersten Jahresviertel. Der Lageraufbau steuerte somit 0,63 Prozentpunkte zur BIP-Entwicklung bei.
"Vor allem die Aufwärtskorrektur des Konsums ist positiv zu werten", sagte Helaba-Ökonom Ralf Umlauf nach Veröffentlichung der Daten. Darüber hinaus sei ein verringerter Lageraufbau für die kommenden Quartale als unterstützend anzusehen, da geringe Lagerbestände eine zyklische Aufwärtsbewegung in der Zukunft begünstigen könnten.
Nach Auffassung von Postbank-Ökonom Thilo Heidrich enthielt die zweite BIP-Schätzung bis auf die Aufwärtskorrektur beim Privaten Verbrauch keine Überraschungen. "Das zweite Quartal wurde vor allem durch den Außenhandel belastet. Abgesehen davon blieb die Erholung intakt und vor allem die Investitionen sorgten für einen Schub", sagte er. Die bisher verfügbaren Daten für das dritte Quartal ließen zudem erwarten, dass sich die Konjunkturabkühlung vorerst fortsetzen werde. "Wir rechnen nach wie vor mit einer BIP-Wachstumsrate in diesem Jahr von 2,8%", sagte Heidrich.
Auch Mike Carey, Chefökonom für Nordamerika bei Credit Agricole, rechnet mit einer anhaltenden Wachstumsabkühlung im zweiten Halbjahr. "Die Wirtschaftserholung hat im zweiten Quartal an Dynamik verloren, und die Wachstumserwartungen für das zweite Halbjahr wurden auf knapp unter 2% revidiert", erklärte Carey. Zwar dürfte die Unternehmensinvestitionen das Wachstum weiter stützen, der Konsum bleibe angesichts der hohen Arbeitslosigkeit in den USA aber wohl weiterhin schwach.
Hinweise auf einen schwachen Konsum im dritten Quartal lieferte zuletzt der Index für die Verbraucherstimmung der Universität Michigan. Nach den Ergebnissen der zweiten Umfrage stieg der Index zwar auf 68,9 von 67,8 im Juli, er fiel damit aber niedriger als erwartet aus (Konsens: 69,9). Die Verbraucherstimmung liegt im Schnitt von Juli/August bei 68,4 und damit deutlich niedriger als im durchschnitt des zweiten Quartals mit 73,4.
-Von Katrin Härtel, Dow Jones Newswires, +49 (0) 69 29725 300, konjunktur.de@dowjones.com DJG/DJN/kth/hab
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August 27, 2010 11:18 ET (15:18 GMT)
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