DJ EU-Kommission erhöht Wachstumsprognose für Euroraum deutlich
BRÜSSEL (Dow Jones)--Die EU-Kommission hat ihre Wachstumsprognose für den Euroraum im laufenden deutlich angehoben, warnte aber gleichzeitig vor Risiken für die Wirtschaftsentwicklung. In ihrer am Montag veröffentlichten Zwischenprognose schätzt die Kommission den Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in der Eurozone für 2010 auf 1,7%. Damit korrigierte sie ihre im Mai 2010 abgegebene Schätzung um 0,8 Prozentpunkte nach oben.
Auch für die 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union wurde die BIP-Prognose für 2010 kräftig nach oben revidiert, auf plus 1,8% von plus 1,0% in der Frühjahrsprognose. Die wirtschaftliche Erholung in der Europäischen Union habe unlängst wieder Fahrt aufgenommen, beflügelt von einer stärker als erwarteten Inlandsnachfrage, heißt es zur Begründung.
Die Wirtschaftsdaten für die erste Jahreshälfte seien im Vergleich zu den Prognosen besser ausgefallen, was sich positiv auf die Entwicklung in der zweite Jahreshälfte auswirken dürfte. "Auch wenn für die zweite Jahreshälfte weiterhin nur eine moderate Wirtschaftsleistung zu erwarten ist, kann dank der noch vom zweiten Quartal ausgehenden wirtschaftlichen Dynamik eine leichte Verbesserung für das nächste Quartal in Aussicht gestellt werden", heißt es in der Mitteilung. Der Aufschwung sei aber nach wie vor zaghaft und die Lage sehr unsicher.
Der Aufschwung gestalte sich in den Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich, heißt es weiter. Während für Deutschland und Polen ein hohes Wachstum vorausgesehen wird, dürfte der Aufschwung in Frankreich und Italien deutlich moderater ausfallen. Für Spanien wird weiterhin eine Wirtschaftsschrumpfung erwartet.
Besonders deutlich wurde die Schätzung für die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland nach oben angepasst: Das deutsche BIP dürfte der Zwischenprognose zufolge 2010 um 3,4% zulegen, nachdem bislang nur ein Plus von 1,2% erwartet worden war. Grund für diese deutliche Revision dürfte das kräftige Wachstum im zweiten Quartal gewesen sein.
Für Frankreich und Italien werden nun BIP-Zuwächse um 1,6% (bisher: plus 1,3%) bzw. 1,1% (plus 0,8%) prognostiziert, Spaniens Wirtschaft dürfte 2010 nur um 0,3% (minus 0,4%) schrumpfen. Im Vergleich zu der Frühjahrsprognose bewertete die EU-Kommission auch die Konjunkturentwicklung in den Niederlanden, Polen und Großbritannien optimistischer.
"Der Aufschwung fällt deutlicher aus als im Frühjahr vorhergesagt, und die wachsende Inlandsnachfrage ist ein ermutigendes Signal für den Beschäftigungsmarkt", erklärte EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Olli Rehn. "Dennoch bestehen Unwägbarkeiten fort, weswegen finanzielle Stabilität und Haushaltskonsolidierung weiterhin absoluten Vorrang haben." Rehn drängte die EU-Staaten auch zu strukturellen Reformen, um das Wachstumspotenzial auszubauen und neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Ein Risiko für die weitere Wirtschaftsentwicklung sei das - im Zuge der auslaufenden Konjunktur- und Lageraufbaumaßnahmen - nachlassende Wachstum der Weltwirtschaft. Dies könne die Auslandsnachfrage belasten und die Finanzmärkte erneut unter Druck bringen. Ein Rückfall in die Rezession (Douple-Dip) sei aber nicht zu befürchten. Ein weiteres Risiko sei, dass die Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung in den betreffenden Ländern die Inlandsnachfrage stärker als angenommen beeinträchtigen könnten.
Inflationsrisiken sieht die EU-Kommission derzeit nicht. "Die weiterhin gedämpfte Konjunktur, ein schwaches Lohnwachstum und geringe Inflationserwartungen dürften die Inflation trotz jüngster Wechselkursentwicklungen und witterungsbedingter Preisanstiege bei landwirtschaftlichen Grunderzeugnissen vorerst im Zaum halten", heißt es. Für das Jahr 2010 als Ganzes haben sich die Prognosen für die HVPI-Inflation mit 1,8% (EU) und 1,4% (Eurozone) kaum gegenüber der Frühjahrsprognose verändert.
Webseite: www.ec.europa.eu -Von Katrin Härtel, Dow Jones Newswires, +49 (0) 69 29725 300, konjunktur.de@dowjones.com DJG/kth/sgs
(END) Dow Jones Newswires
September 13, 2010 05:08 ET (09:08 GMT)
Copyright (c) 2010 Dow Jones & Company, Inc.