DJ UPDATE: US-Arbeitsmarkt kommt nur langsam aus der Krise
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WASHINGTON/FRANKFURT (Dow Jones)--Der US-Arbeitsmarkt kommt nur langsam aus der Krise. Wie das US-Arbeitsministerium am Freitag berichtete, stieg im Dezember die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft lediglich um 103.000, während von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte einen Stellenzuwachs um 150.000 erwartet hatten. Zugleich wurden die Angaben für den Vormonat nach oben korrigiert: Das Ministerium meldete für November nun ein Stellenplus von 71.000, nachdem zunächst ein Anstieg um 39.000 gemeldet worden war. Auch für den Oktober wurde die Zahl nach oben revidiert (auf plus 210.000 von zuvor plus 172.000). Experten lasen aus den Daten gemischte Signale heraus.
Die bei einer separaten Erhebung ermittelte Arbeitslosenquote fiel auf 9,4%, dem niedrigsten Stand seit 19 Monaten. Zugleich war dies der stärkste Rückgang seit über zehn Jahren. Ökonomen hatten eine Quote von 9,7% erwartet, im Vormonat hatte die Quote 9,8% betragen. Der starke Rückgang dürfte darauf beruhen, dass viele Menschen ihre Stellensuche am Arbeitsmarkt frustriert eingestellt haben und nun wieder zur "stillen Reserve" gehören. Dem Arbeitsmarktbericht zufolge verringerte sich die Zahl der Erwerbsbevölkerung um 434.000 Personen.
Die durchschnittlichen US-Stundenlöhne stiegen den weiteren Angaben zufolge um 0,03 USD auf 22,78 USD, während Ökonomen einen Zuwachs um 0,02 USD auf 22,77 USD erwartet hatten. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit verharrte im Vergleich zum Vormonat bei 34,3 Stunden. Diese Zahlen beziehen sich auf sämtliche außerhalb des Agrarsektors Beschäftigte, für die das Bureau of Labor Statistics erst seit kurzem berichtet.
Der Privatsektor der US-Wirtschaft, der rund 70% der gesamten Arbeitskräfte beschäftigt, schuf im Dezember 113.000 Jobs. Im verarbeitenden Gewerbe entstanden 10.000 zusätzliche Jobs, während im Baugewerbe 16.000 Stellen verloren gingen. In der Dienstleistungsindustrie, die üblicherweise als Wachstumsmotor für den Arbeitsmarkt fungiert, kamen per saldo 115.000 Arbeitsplätze hinzu. Im Einzelhandel entstanden 12.000 Jobs.
Beobachter zeigten sich enttäuscht über die geringe Zunahme der Beschäftigung. Die gegenwärtige Dynamik am Arbeitsmarkt reiche kaum aus, um mit dem Bevölkerungswachstum Schritt zu halten. Daher werde die Arbeitslosigkeit nur sehr langsam zurückgehen. Nach der tiefsten Wirtschaftskrise seit acht Jahrzehnten sind in den USA rund 14,5 Millionen Menschen ohne Arbeit. Am Mittwoch hatte der Dienstleister Automatic Data Processing (ADP) einen Stellenzuwachs von 297.000 in der Privatwirtschaft ausgewiesen, was Hoffnungen auf einen starken Arbeitsmarktreport geweckt hatte.
Für Postbank-Ökonom Thilo Heidrich ist der "erhoffte Befreiungsschlag" auf dem US-Arbeitsmarkt im Dezember zwar ausgeblieben, doch auf den zweiten Blick seien die Daten weniger schlecht ausgefallen. "Neben der Aufwärtsrevision der beiden Vormonate fällt insbesondere die deutliche niedrigere Arbeitslosenquote ins Auge. Dennoch zeichnet der Arbeitsmarkt die aktuell gute Konjunkturentwicklung in den USA nicht vollständig nach", erklärte der Fachmann.
Volkswirtin Heidi Shierholz vom halbstaatlichen Economic Policy Institute gewann dem Report sowohl positive als auch negative Aspekte ab: "Die gute Nachricht ist, dass der Dezember ein ganzes Jahr mit Jobzuwächsen in der Privatwirtschaft abgeschlossen hat. Die schlechte Nachricht ist, dass wir drei volle Jahre, nachdem die Rezession offiziell begann, uns immer noch nahe dem Boden eines tiefen Kraters befinden."
-Von Andreas Plecko, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 - 29725 300, konjunktur.de@dowjones.com
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January 07, 2011 10:56 ET (15:56 GMT)
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