
Regierungschef-Stellvertreter und Wirtschaftsminister Martin Meyer
hat mit der Diskussionsrunde "Wirtschaft im Dialog" ein neues Format
für den Austausch zwischen Politik und Wirtschaft geschaffen. Am
Montag fand in Vaduz ein weiteres Treffen mit Vertretern aus
Industrie und Gewerbe sowie mit Repräsentanten der Energiekommission
und der Energieversorger LKW und Gasversorgung statt. Die Diskussion
zum Thema "Chance Energiemarkt" zeigte das Potenzial auf, das in
Liechtenstein in den Bereichen Gebäudesanierung und erneuerbare
Energien vorhanden ist. Die Ergebnisse der Gesprächsrunde werden in
die Bearbeitung der "Energievision 2020" einfliessen, die das
bestehende "Energiekonzept 2013" ablösen wird.
Energiefragen sind bisher meist aus der Perspektive des
Umweltschutzes betrachtet worden. Die Diskussionsrunde "Chance
Energiemarkt" erweiterte den Fokus um die Betrachtung aus
wirtschaftlicher Sicht. Gefordert wurde aber auch aus ökonomischer
Sicht ein Umdenken: In Zukunft müsse man nicht nur die Energie
betrachten, die es für den Unterhalt eines Gebäudes braucht, sondern
auch die Energieproduktion mit einbeziehen. Mit Blick auf die
"Energievision 2020" waren sich die Fachleute einig, dass in
Liechtenstein die grössten Chancen bei der Sanierung der Gebäude
liegen würden. In der Erneuerung der Gebäudehüllen und der
Ausstattung mit moderner Haustechnik liege noch viel Potenzial, nicht
nur bei den Wohnhäusern, sondern auch bei den grossräumigen
Industrie- und Gewerbebauten. Für die Energieerzeugung über
Fotovoltaikanlagen, die gegenwärtig noch vom Staat und den Gemeinden
subventioniert werden, gehen die Experten von der Perspektive aus,
dass etwa ab 2015 keine Subventionen mehr notwendig seien, um die
Anlagen selbsttragend zu betreiben. Allerdings gaben die Fachleute zu
bedenken, dass die Sparpotenziale bei Gebäudesanierungen höher seien
als die dezentrale Stromerzeugung.
Günter Mahl, Vorsteher der Gemeinde Triesen, berichtete aus
Erfahrungen in der ersten "Energiestadt" Liechtensteins und
bekräftigte, dass zuerst die energetische Gebäudesanierung und erst
dann die Subventionierung von Fotovoltaikanlagen vorgenommen werden
sollte. Als Energiestadt setzte Triesen mit energiepolitischen
Massnahmen auf sparsamen Energieverbrauch und auf gezielten Einsatz
alternativer Energieträger. Aus den Erfahrungen der Energiestadt
Triesen leitete Günter Mahl ab, dass es in Zukunft gelte, jeden
"Energie-Franken" wirtschaftlich richtig einzusetzen. Nach
Berechnungen der LKW sind in den letzten Jahren 40 bis 50 Millionen
Franken von Land und Gemeinden sowie von privater Seite im
Energiebereich investiert worden, doch resultierte aus diesen
Investitionen nur ein Anteil von 2,5 Prozent an der gesamten
Energieversorgung. Aus diesem Umstand leiteten Gewerbe- und
Industrievertreter die künftige Ausrichtung ab, dass für Solaranlagen
die grossen Dachflächen der Industriebauten genutzt werden sollten.
Grossflächige Photovoltaikanlagen könnten auch als Gemeinschaftswerke
erstellt werden. Weiteres Potenzial für die alternative
Energiegewinnung orteten die Experten auch bei der Nutzung der
Abwärme aus den grossen Industrie- und Gewerbehallen.
Die Energiepolitik der Zukunft stehe im Spannungsfeld zwischen der
Forderung nach Energieautarkie und wirtschaftlicher Effizienz,
betonte Regierungschef-Stellvertreter Martin Meyer am Schluss des
Dialogs mit der Wirtschaft. Vor dem Hintergrund der Staatsfinanzen
gelte es, nicht nur dem Klimaschutz weiterhin grosse Bedeutung
beizumessen, sondern die vorhandenen Mittel möglichst effizient für
Massnahmen zur Energieeinsparung und zur Förderung alternativer oder
erneuerbarer Energien einzusetzen. Die Zusammenarbeit mit der
Wirtschaft erachtete Martin Meyer von entscheidender Bedeutung.
Ebenso wichtig aber erscheinen dem Energieminister verstärkte
Anstrengungen für die Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung für
Energieeinsparungen, Energieeffizienz, Energieerzeugung und
erneuerbare Energien.
Kontakt:
Markus Kaufmann
Persönlicher Mitarbeiter des Regierungschef-Stellvertreters
T +423 236 63 03
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