Der Februar ist normalerweise der zweitschwächste Börsenmonat im Jahr. Im Durchschnitt kam es hier seit 1950 zu einem Minus von 0,3% beim S&P 500 Index. Davon ist bisher nichts zu verspüren. Die ersten beiden Februarwochen brachten ein Plus von 3,3% ein. Seit Anfang Dezember ist der Dow Jones nur in einer Woche - Ende Januar - nicht gestiegen! Der aktuelle Stand ist das höchste Niveau seit Juni 2008. Von der Markttechnik her ist eine Pause überfällig.
Der "friedliche" Machtwechsel in Ägypten wurde am Freitag an den Börsen mit Beifall quittiert und stellt ein neues Geschichtskapitel dar. Der von der Jugend angestrebte Wechsel von der Diktatur hin zur Demokratie wird Jahre beanspruchen und ist mit erheblichen Risiken verbunden. Glückt dieser Versuch, so wird es die Strukturen im gesamten Nahen Osten nachhaltig verändern.
Der Ölpreis gab auf Tagesbasis und auch im Wochenverlauf deutlich nach und stellt das bisherige Schlusslicht seit Jahresbeginn dar (rote Pfeile). Meine Zurückhaltung bleibt hier bestehen. An den Börsen gingen der Freiverkehrsmarkt (NASDAQ) als Tagessieger und der Dax als Wochensieger und bisheriger Jahresbester (grüne Pfeile) hervor.
Vor knapp zwei Jahren - am 9. März 2009 - endete an Wall Street die größte Baisse in über 75 Jahren. Seitdem ist es zu einer beachtlichen Erholung gekommen. Der Dow Jones und S&P 500 haben rund 75% des Rückstandes von ihren Höchstständen im Oktober 2007 wieder aufgeholt. Der Freiverkehrsmarkt (NASDAQ), stark geprägt durch den Technologiesektor, und der Russel 2000 Index, der kleine Unternehmen (Small Caps) repräsentiert, sind sogar wieder dicht an ihren Höchstständen von 2007 aufgerückt. Der S&P 400 Index, der mittelgroße Unternehmen (Mid Caps) enthält, hat bereits ein neues Rekordhoch erreicht. Mit neuen Rekordhöhen beim Dow Jones und S&P 500 rechne ich im nächsten Jahr. Der Freiverkehrsmarkt wird seine Höchstmarke von 5048 vom März 2000 allerdings frühestens in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts wieder erreichen.
Der reale - inflationsbereinigte - Kursgewinn an den US-Börsen macht knapp 2% in Jahresdurchschnitt aus. Diese Statistik geht bis auf 1871 - dem Gründungsjahr des Deutsches Reiches - zurück. Eine genauere Analyse zeigt, dass in den ersten 70 Jahren von 1871 bis 1941 sogar zu keinem Indexanstieg kam (roter Pfeil). Erst in den 70 Jahren von 1941 bis 2010 erfolgte ein Indexanstieg, der im Jahresdurchschnitt knapp 4% erreichte (blauer Pfeil), aber erheblichen Schwankungen unterlag.
Ein weitaus besseres und kontinuierliches Resultat wurde erzielt, wenn die Dividendenzahlungen immer reinvestiert wurden. Hier kam man auf einen Realgewinn von über 6% (grüne Linie) ohne nennenswerte Schwankungen in den vergangenen 140 Jahren. Somit verdoppelte sich eine Anlage am Aktienmarkt in knapp 12 Jahren. Wurden $1.000 in Jahre 1871 an Wall Street investiert, so wären es heute inklusive Dividenden nominal mehr als $220 Mio und real rund $4,5 Mio. Dividenden sind der entscheidende Schlüssel zum Erfolg an der Börse.
Die US-Verbraucher ist wieder optimistisch. Das Stimmungsbarometer (blauer Pfeil) ist fast wieder auf dem gleichen Niveau wie Mitte vergangenen Jahres (grüner Pfeil). Die Tiefststände (rote Pfeile) von 2008 bis Anfang 2009 sind trotz der fortdauernden hohen Arbeitslosenrate überwunden. Das Wirtschaftswachstum kann in diesem Jahr die 3%-Marke erreichen.
Auf der Hotline empfahl ich am Donnerstag Gewinnmitnahme bei Deutsche Börse, nachdem die Fusionsverhandlungen mit der New Yorker Börse bekannt wurden. Der Aktienkurs stieg am Donnerstag kurzfristig über Euro 62 und brachte somit einen Kursgewinn von über 25% seit meiner Kaufempfehlung vor 8 Wochen. Eine Kaufempfehlung ist dagegen Cisco Systems bei einem Kurs von unter $19, nachdem das Quartalsresultat enttäuschte. Wer etwas Geduld hat, kann in den kommenden 12 bis 15 Monaten einen Kursgewinn von über 30% erzielen.
Weitere Einschätzungen und Empfehlungen gibt es auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint am Montag, den 21. Februar.
© 2011 Heiko Thieme