Mein Interview im Deutschen Anlegerfernsehen (DAF) vom 9. Mai mit Dr. Bernd Jünemann kann durch Anklicken der Überschrift dieses Blogs -Achtung - gesehen werden.
Die zweite Maiwoche endete ebenfalls, wenn auch teilweise nur knapp, im Minus. Der Dax wies diesmal den größten Verlust auf, nachdem die erste Woche hier nur leicht negativ war. Der klare Wochensieger war das Öl (grüner Pfeil), das sich von seinem Preiseinbruch der Vorwoche von fast 15% etwas erholen konnte. Der Euro wies dagegen den höchsten Wochenverlust auf (roter Pfeil) und bestätigt damit meine Kaufempfehlung vom US-Dollar.
Trotz der plötzlichen Nervosität unter Börsianern liegen alle Positionen der obigen Tabelle seit Jahresbeginn weiterhin deutlich vorn. Das Silber (grüner Pfeil) führt nach wie vor die Tabelle mit einem Plus von gut 14% an, obwohl es hier in der Vorwoche zu einem Crash von über 27% kam. Der Goldpreis ist am wenigsten gestiegen (kleiner roter Pfeil). Meine akute Einschätzung und Empfehlungen im Edelmetallsektor erläutere ich auf der Hotline.
Meine Kaufempfehlung von Cisco Systems bleibt trotz reduzierter Wachstumsaussichten bestehen. Allerdings ist mit einer schnellen Kurserholung kaum zu rechnen. Dies ist eine Anlage auf Sicht von 18 Monaten. Auch hier gibt die Hotline weitere Details.
Unternehmensgewinne haben sich seit der Finanzkrise von 2008 (roter Pfeil) deutlich erholt (grüner Pfeil). Das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) befindet sich im unteren Bereich der vergangenen 20 Jahre (gelbe Schattierung). Seit 1900 bis 1995 war die Börsenbewertung teuer, wenn das KGV die Marke von 23 (rote Linie) erreichte oder sogar überschritt. Danach kam es meist zu deutlichen Indexeinbrüchen (Baissen). Fiel das KGV unter 8 (grüne Linie), so war dies immer ein klares Kaufsignal. Ende der 90-er Jahre kam es zu einer bis dahin nie gesehenen Beschleunigung an Wall Street aufgrund der Internet-Blase und das KGV stieg auf über 40 (roter Punkt). Danach brach die Börse wieder ein, bevor es im Oktober 2002 wieder zu einer fünf-jährigen Erholung (Hausse) kam. Am Höhepunkt der Finanzkrise erreichte das KGV fast 150 (roter Pfeil).
Wer jedoch darauf wartete, bis das KGV wieder im unteren Bereich zwischen der roten und grünen Linie liegt, der hat die jüngste Hausse von 2009 total verschlafen und damit ein Indexplus beim S&P 500 von rund 100% verpasst. Das KGV ist daher kein alleiniger Wegweiser für die Börsenentwicklung. Wirtschaftswachstum, Inflation, Zinsen, Liquidität, Trendwenden sowie Politik und Psychologie spielen neben Unternehmensgewinnen ebenfalls eine wichtige Rolle. Diese Komplexität macht Börsenprognosen so kompliziert.
Die starke Korrektur von rund 15% am Ölmarkt zu Monatsbeginn beruhte zumindest teilweise auf den seit Ende 2010 (roter Pfeil) deutlich gestiegenen Lagerbeständen (grüner Pfeil). Hinzu kommt noch die Erholung beim Dollar. Schwächt sich das globale Wirtschaftswachstum in den kommenden Monaten etwas ab, so kann der Ölpreis wieder auf ein Niveau von $85 bis sogar $70 zurückfallen. Ich bleibe daher weiterhin Zuschauer und empfehle noch keine Rückkäufe im Energiesektor.
Einzelhandelsumsätze lagen im April mit einem Plus von 0,5 % (hellgrüner Pfeil) nur knapp unter den Erwartungen. Ohne den volatilen Autosektor und Benzinverkäufe, die vom Ölpreis stark beeinflusst werden, machte der Anstieg lediglich 0,2% aus. Seit Oktober 2009 (grüne Schattierungen) weist der Einzelhandel mit der Ausnahme von April und Mai 2010 (roter Pfeil) monatliche Verbesserungen auf. Die Rezessionsphase von 2008 (rote Schattierung) ist bereits seit Anfang 2009 überwunden. Der deutlich gestiegene Benzinpreis hat jedoch die monatlichen Steigerungsraten in jüngster Zeit etwas reduziert. Gegenüber dem Vorjahr liegt die Verbesserung über der 7%-Marke (blauer Pfeil). Allerdings trägt der deutlich höhere Benzinpreis zu diesem Ergebnis mit bei. Anstatt mehr Geld in Kaufhäusern ausgeben zu können, fließt es in den Tank!
Inflation ist nach wie vor kein akutes Problem, auch wenn fast regelmäßig in den Medien davor gewarnt wird. Verbraucherpreise lagen im April 3,1% (blauer Pfeil) über dem Vorjahresniveau. Die Kernrate - ohne volatile Energiekosten und Nahrungsmittelpreise - ist mit 1,3% (grüner Pfeil) weiterhin moderat. Die rote und grüne Linie zeigen die akzeptable Bandbreite für Verbraucherpreise an. Während die Gesamtrate etwas über diesem Korridor liegt, bewegt sich die Kernrate nur knapp über dem unteren Rahmen. Deflationsorgen gab es, als das Preisniveau Mitte 2009 auf Minus 2% (roter Pfeil) gefallen war.
Der US-Verbraucher ist wieder etwas zuversichtlicher. Das Stimmungsbild hat sich seit zwei Monaten verbessert (blauer Pfeil); allerdings bewegt sich dieses Barometer weiterhin im Trendkanal von 65-75 (roter und grüner Pfeil). Erst ein Anstieg über die Marke von 75 würde deutliche Wachstumsverbesserungen signalisieren.
Weitere Analysen und Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint am Montag, den 23. Mai.
© 2011 Heiko Thieme