Seit sechs Wochen befindet sich Wall Street auf einem Rückwärtsgang. So etwas hatte es zuletzt 2002 vor fast genau neun Jahren gegeben. Damals wurde der Abwärtstrend nur für eine Woche unterbrochen, um danach noch deutlich weiter zu fallen. Im Oktober 2002 begann dann eine neue Hausse, die innerhalb von fünf Jahren ein Plus von fast 95% einbrachte. Mit einer solchen Entwicklung rechne ich diesmal nicht, da dies nicht der Beginn einer Baisse ist, sondern lediglich eine überfällige Konsolidierung. Die Tiefststände vom Mai/Juni stehen unmittelbar bevor oder könnten sogar bereits erreicht sein. Die Stimmung unter Anlegern ist in jüngster Zeit deutlich gefallen ist , was aus antizyklischer Sicht positiv ist. Seit Ende April haben der Dow Jones und S&P 500 Index fast sieben Prozent verloren, was einer Konsolidierung (- 5% bis - 10%) entspricht. Der Freiverkehrsmarkt (NASDAQ) hat sogar sein gesamtes Jahresplus eingebüßt (roter Pfeil). Mit einer zumindest temporären Erholung von +4 bis +7% rechne ich bis Anfang August. Danach kann die 12.000-Marke beim Dow Jones wegen Wachstumssorgen und Fragen der Finanzierung des US-Haushaltsdefizits nochmals getestet werden, bevor dann im vierten Quartal die 13.000-Marke ins Visier rückt. So jedenfalls meine Prognose aus heutiger Sicht.
Die so genannte Hexenstunde - vier Zeitkontakte verfallen am Freitag - wird das Wochegeschehen neben etlichen Wirtschaftsdaten beeinflussen. Der Euro ist wegen der immer noch nicht gelösten Verschuldungsproblematik von Griechenland unter Druck geraten. Ich favorisiere Dollar auf dem derzeitigen Niveau trotz der hohen US_Verschuldung. Das Silber hat in den vergangenen sechs Wochen mit - 26% am meisten verloren; aber bleibt dennoch der Gewinner seit Jahresbeginn (grüner Pfeil). Auch der Ölpreis liegt inzwischen 15% unter seinem Jahreshoch und weist dennoch ein deutliches Plus seit Januar auf. Hier rechne ich mit weiterer Preisschwäche, wenn auch unter deutlicher Fluktuation. Das Gold kann $1.500 pro Feinunze nochmals unterschreiten, bevor gegen Jahresende die $1.600 Marke erreicht wird. Newmont Mining (NEM - $51,9) liegt wieder in meiner Kaufbandbreite von $45 - $52.
US-Verbraucher haben ihre Verschuldung im Vergleich zum Einkommen (Debt-to-Income Ratio) seit drei Jahren deutlich reduziert (rote vs. grüne Schattierungen). Der Kreditabbau erreichte vor 18 Monaten mit -4% gegenüber dem Vorjahr (roter Pfeil) seinen Höhepunkt. Seit sieben Monaten hat die Verschuldung wieder zugenommen; allerdings konzentrierte sich die Kreditaufnahme auf Autokäufe, während Kreditkartenschulden meistens weiterhin abgebaut werden. Der deutlich gestiegene Benzinpreis belastet das Verbrauchervertrauen und damit die Bereitwilligkeit neuer Schuldenaufnahme. Das Wirtschaftswachstum wird dadurch beeinträchtigt.
Die zufriedensten Länder der Industrie-Nationen (OECD)
Die vollständige Übersicht zeigt diese Tabelle. Die USA steht auf Platz 11 und Deutschland erst auf Platz 19. Ungarn stellt mit Platz 34 das Schlusslicht dar.
Während Anleger pessimistischer werden, nimmt die Zahl meiner Kaufempfehlungen zu,. Dieses Thema und weitere Einschätzungen werden auf der Hotline diskutiert. Der nächste Blog erscheint am Montag, den 20. Juni.
© 2011 Heiko Thieme